​Nelio Biedermann: Lázár

Im Mittelpunkt von Nelio Biedermanns Debütroman steht die ungarische Adelsfamilie Lázár, deren Schicksal sich vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem Volksaufstand von 1956 spannt. Beginnend mit der Kindheit von Lajos von Lázár auf einem verfallenden Gutshof, verfolgt der Roman drei Generationen durch Kriege, politische Umwälzungen, Enteignung und Exil. Die Figuren erleben Liebe, Verrat, Verlust und die Suche nach Identität – stets im Schatten der großen Geschichte.

Bereits mit 21 Jahren gelingt Biedermann damit ein beeindruckendes Werk, das durch seine große Emotionalität und psychologische Genauigkeit besticht. Über dem gesamten Werk schwebt ein Hauch von Melancholie, die zum langsamen Untergang der k.u.k.-Monarchie genauso passt wie zum späteren Übertritt Ungarns in den Kommunismus und die Verfolgung Andersdenkender.

Der Roman überzeugt außerdem durch seine Vielschichtigkeit: Er ist Familienepos, Zeitgeschichte und – eine besonders berührende – Liebesgeschichte zugleich. Die Geschichte der Familie Lázár wird zum Spiegel der europäischen Tragödien und Hoffnungen des 20. Jahrhunderts. Ein Roman, der lange nachhallt und Biedermann als außergewöhnliches Talent ausweist, von dem womöglich in Zukunft noch einiges zu erwarten ist.

Nelio Biedermann: Lázár
Rowohlt, September 2025
336 Seiten, gebundene Ausgabe, 24 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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