Was ist wohl aus dem kleinen Lord Fauntleroy geworden, nachdem er Weihnachten Großvater und Mutter versöhnt hat? Auch Autor Gert Anhalt aus Bad Wildungen hat sich das gefragt und 130 Jahre nach Frances Hodgson Burnett unter dem Pseudonym Raymond A. Scofield die Fortsetzung des Weihnachts-Klassikers, „Der große Lord“, geschrieben.
21 Jahre nach dem Versöhnungsfest lebt Cedric in London, arbeitet in einem Gemischtwarenhandel, wird zu Straftaten angestiftet und verliebt sich. Weiterlesen
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Claudius Reimann: Ist das Jazz oder kann das aus?: Die kurzen Briefe des Hugo Buriem
23 Jahre hat Jule Kleba mit ihrem Vater nicht mehr gesprochen. Zuletzt hat sie ihn gesehen, als ihre Mutter bei einem Autounfall starb. Nun ist der Vater tot, und Jule betritt nach über zwei Jahrzehnten wieder ihr Elternhaus.
Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte erzählt Claudius Reimann in seinem Briefroman „Ist das Jazz oder kann das aus?“. Denn Jules Elternhaus ist vollgestopft mit Briefen von ihrem Jugendfreund Hugo, einem Jazz-Saxophonisten, der ihr in den 23 Jahren nach jedem Konzert einen Brief geschrieben hat. Jules Vater hat die Briefe aufgehoben – irgendwann wird Jule sie schon finden. Sie findet auch Hugo, reist ihm zum Konzert in Gelsenkirchen hinterher. Und schreibt ihm eine Postkarte. „Ist das Jazz oder kann das aus?“ steht darauf und noch mehr Dinge, die Jule beim Aufarbeiten ihres Lebens entdeckt hat.
Claudius Reimann: Ist das Jazz oder kann das aus?: Die kurzen Briefe des Hugo Buriem.
Ventura Verlag, September 2015.
170 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.
Teresa Driscoll: Für alle Tage, die noch kommen
Eine Mutter stirbt an Brustkrebs und muss ihre achtjährige Tochter zurücklassen. Im Debütroman der Britin Teresa Driscoll schreibt die Mutter ihrem Kind ein Buch. – „Für alle Tage, die noch kommen“. Mit 25 Jahren händigt der Notar Melissa das Buch mit Rezepten der Familie und Erinnerungen aus. Es ist Gespräche von Frau zu Frau, die die Mutter Eleanor in dem Buch führt. Warmherzig und liebevoll erzählt Driscoll von einer Liebe zwischen Mutter und Tochter und Mann und Frau. Melissa nimmt das Buch mit in den Urlaub, nach Polis auf Zypern. Es verändert ihr Leben und ihre Beziehung zu Sam, dessen Heiratsantrag sie abgelehnt hat. Der Ton verdüstert sich – im Buch der Mutter und Roman; am Schluss siegen Hoffnung und Liebe. Lesenswert.
Teresa Driscoll: Für alle Tage, die noch kommen.
Knaur, September 2015.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.
Antoine Laurain: Der Hut des Präsidenten
Mit seinem Debütroman „Liebe mit zwei Unbekannten“ hat sich Antoine Laurain im vergangenen Jahr in die Herzen von vielen Literaturfreunden geschrieben. Jetzt hat der Franzose ein neues Buch veröffentlicht, und „Der Hut des Präsidenten“ ist ein genauso wundervoller Roman.
Laurain ist Drehbuchautor und Antiquitätenhändler. Vielleicht sind seine Figuren deshalb so nostalgische, etwas altmodische Wesen, die wie aus der Zeit gefallen scheinen, weil er Franzose die alten Dinge so mag.
In seinem Debütroman hat eine verlorene Handtasche zwei Menschen zusammengebracht; diesmal verbindet ein Filzhut seine Figuren. Weiterlesen
Fritzi Sommer: Zum wilden Eck: Ein Mops-Krimi
„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, hat schon Loriot gesagt. Und die Morde auf dem Campingplatz „Zum wilden Eck“ in Fritzi Sommers gleichnamigem Mops-Krimi wären wohl nicht so schnell aufgeklärt worden ohne die Spürnasen auf vier Pfoten.
Eine Soko Mops schickt die Autorin, die mit richtigem Namen Tina Wolf heißt, auf Ermittlungstour. Erzählt wird der unterhaltsame Krimi von Mops Henri, der mit seinen vierbeinigen Kumpels Viktor und Wilma aufklärt, was Conny, dem guten Geist des Campingplatzes, zugestoßen ist. Mops-Frauchen Josephine hat den Campingplatz von ihrem Onkel geerbt, und nicht nur die Hunde fühlen sich dort pudelwohl. Nicht nur Mops-Freunde werden das mit leichter Hand geschriebene Buch lieben.
Fritzi Sommer: Zum wilden Eck: Ein Mops-Krimi.
Heyne, Mai 2015.
368 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.
Martin Walser: Ein sterbender Mann
Vor acht Jahren hat Martin Walser seinen Roman „Ein liebender Mann“ veröffentlicht und damit mit fiktiven Briefen von Goethe an Ulrike die Geschichte einer Liebe erzählt. Das Gegenstück ist Walsers neuer Roman „Ein sterbender Mann“. – Eine Abhandlung mit dem Tod, wieder mit Briefen.
Es wirkt so, als würde der schreibende Mann Walser mit 88 Jahren sein Schriftsteller-Leben aufräumen. Seine Tagebücher bis 1981 hat er in vier Bänden veröffentlicht und auch die Bücher, die sich mit deutscher Schuld auseinandersetzen. Wie „Unser Auschwitz“. Weiterlesen
Katarina Witt: So viel Leben
Vor 21 Jahren hat Katarina Witt in einer Auto-Biografie ihre „Jahre zwischen Pflicht und Kür“ beschrieben. In diesem Buch hat die erfolgreichste Eiskunstläuferin aller Zeiten ihren harten Weg zum Erfolg dokumentiert.
Zu ihrem 50. Geburtstag am 3. Dezember hat die Doppelolympiasiegerin, vierfache Welt- und sechsfache Europameisterin nun ihr privates Fotoalbum geöffnet und lässt ihre Fans mit mehr als 300 Fotos ihres Bildbandes über „So viel Leben“ staunen. Weiterlesen
Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe
Seit der Reaktorkatastrophe ist das Dorf Tschernowo ein Geisterdorf. Verlassen, verkommen, verstrahlt. Für Baba Dunja ist es Heimat.
Mit wenigen Anderen lebt die Tschernobyl-Heimkehrerin in der Einöde, die Alina Bronsky im Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“ trostlos, aber liebevoll beschreibt. Auch die russische Bestseller-Autorin hat ihre Heimat verlassen und lebt in Deutschland.
Die Alten sind unter sich in Tschernowo, die Kinder sind ausgewandert – auch Irina, Baba Dunjas Tochter, eine Ärztin. Sie schickt Briefe und Pakete, aber ihre Enkelin Laura hat Baba Dunja noch nie gesehen.
Da kommt ein Fremder nach Tschernowo und wird ermordet. Das ganze Dorf wird verhaftet, aber für Baba Dunja bleibt es Heimat. Ein warmherziges, schönes Buch. Leider zu dünn.
Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe.
Kiepenheuer & Witsch, September 2015.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.
Reinhard Rohn: Leise, stirb leise
Vor 26 Jahren hat Roger Trepper eine Prostituierte umgebracht. Weil er wenige Wochen später heiraten und ein neues Leben beginnen wollte.
26 Jahre hat er die Tat verschwiegen und war ein glücklicher Familienvater. Jetzt wird auf die selbe Art wieder eine Prostituierte umgebracht. Hat einer der beiden Söhne von Trepper etwas damit zu tun? Ein Unbekannter stellt ihm nach, bringt die Mitglieder seiner Familie in Gefahr und schließlich Trepper in seine Gewalt. Und Kommissarin Lena Larcher, die viele privaten Probleme mit sich herumschleppt, tappt lange im Dunkeln.
Spannend erzählt Reinhard Rohn den Krimi „Leise, stirb leise“ aus zwei ständig wechselnden Erzählperspektiven. Und am Ende ist man als Leser überrascht. – Lesenswert.
Reinhard Rohn: Leise, stirb leise.
dtv, Juli 2015.
320 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.
Cecelia Ahern: Der Glasmurmelsammler
Vater-Tochter-Romane gibt es viele. Die irische Bestseller-Autorin Cecelia Ahern hat für eine solche Annäherung zwischen den Generationen eine neue Form gefunden: ein Glasmurmelspiel.
Vater Fergus wird nach einem Schlagabfall betreut, und er vergisst fast alles aus seinem Leben – nur nicht, wie er früher mit den bunten Glaskugeln gespielt hat. Fergus ist „Der Glasmurmelsammler“, der früher sogar unter dem Namen seines toten Bruders Turniere gespielt hat, aber noch nie jemandem von seinem Schatz erzählt hat, bis Tochter Sabrina seine Murmelsammlung findet. Sie macht sich auf die Suche nach den fehlenden, wertvollen Stücken. Und entdeckt, wie ihr Vater wirklich war.
Fergus erinnert sich daran, wie er in der Schule die ersten „Bloodies“ bekam, wie sein kleiner Bruder eine der Kugeln verschluckt hat. An die Hochzeit und Flitterwochen, die nach Murano führen mussten, weil Fergus neue Kugeln kaufen wollte. Liebevoll erzählt die Irin all das. Und zeigt, wie Menschen manchmal sogar vor den eigenen Kinder gut verstecken können, wer sie wirklich sind.
Cecelia Ahern: Der Glasmurmelsammler.
Krüger, November 2015.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.