Andrea Camilleri: Aussetzer

ausDie Montalbano-Krimis von Andrea Camilleri sind inzwischen Kultbücher. Statt der kleinstädtischen Machenschaften auf Sizilien beschreibt der 90-jährige Italiener in seinem neuen Krimi nun großbürgerliches Milieu in Mailand. Das gelingt weniger gut als in den „Montalbano-Krimis, die viel mehr Atmosphäre und letztlich auch Spannung haben.
Im „Aussetzer“ ist das Thema aktuell, aber die Figuren sind nicht so schlüssig durchleuchtet wie der sizilianische Kommissar Montalbano. Es geht um gierige Topmanager, Kapitalismus und Firmenbosse, die sich von erotischen Gefühlen leiten lassen.
Mauro De Blasis ist Geschäftsführer eines großen Unternehmens und geht skrupellos mit den Angestellten um, als es seiner Firma schlecht geht.
Aber mit 42 Jahren hat er das Gehirn eines 80-Jährigen. – Eine rätselhafte Krankheit, hinter der doch wohl kein Tumor steckt.
Camilleri entwickelt ein Verwirrspiel um Liebe und Hass, Verra und Leidenschaft. Aber so richtig warm wird man mit den Figuren und der Geschichte nicht.

Andrea Camilleri: Aussetzer.
Kindler, November 2015.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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Vanessa Roggeri: Das wilde Herz des Wacholders

wachIn der Halloween-Nacht 1880 kommt in einem Dorf auf Sardinien ein Mädchen zur Welt. Nach einem alten Volksglauben liegt ein Fluch über der siebten Tochter der Familie: Sie soll eine Hexe sein.
Als Baby wird Ianetta von ihrem Vater fast getötet, später wird das Mädchen von der Familie beinahe verbrannt, später totgeprügelt. Sie wird für den Tod ihrer Schwester und des Vaters und viele andere Unglücke in dem Dorf verantwortlich gemacht. Nur ihre älteste Schwester Louisa glaubt an das Gute in dem Kind, das verstoßen in einer Höhle im Wacholder-Gestrüpp lebt. Aber als Ianetta später nach Louisas Baby greift, kommt es zum Eklat. Und dann geschieht ein Wunder.
Die Italienerin Vannessa Roggeri erzählt in „Das wilde Herz des Wacholders“ einen spannenden Hexenroman des 19. Jahrhunderts in moderner Sprache. In Italien stürmte dieses fulminante Debüt sofort die Bestsellerlisten.

Vanessa Roggeri: Das wilde Herz des Wacholders.
dtv, Juni 2015.
272 Seiten, Taschenbuch,14,90 Euro .

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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Frank Goosen: Sechs silberne Saiten

saiteHolger hatte sich darauf eingestellt, Heiligabend alleine und einsam zu sein. Weil er Geld braucht, jobbt er vormittags noch als Weihnachtsmann, und dann passiert ihm ein Missgeschick nach dem anderen: Er wird von einem Zwölfjährigen erpresst, sperrt sich aus, seine Eltern sind zerstritten.
Der Bochumer Autor Frank Goosen erzählt in der Geschichte „Sechs silberne Saiten“ sehr humorvoll und auch ein bisschen besinnlich, wie Holger trotzdem noch in ganz großer Runde wunderbar Weihnachten feiert.
Die sechs silbernen Saiten gehören zur Westerngitarre von Weihnachtsmann Udo. Und der ist Drahtzieher in der Geschichte. Mit hübschen Zeichnungen Peter Schössow ist der dünne Band illustriert. Ein Buch für eine Adventsstunde, das man auch Kindern vorlesen kann.

Frank Goosen: Sechs silberne Saiten.
Kiepenheuer & Witsch, Oktober 2015.
96 Seiten, Taschenbuch, 6,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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Karoline Adler: Schneefrei: Die schönsten Wintergeschichten

schneeWinterfreunde und Schneefeinde werden Spaß haben am Kurzgeschichtenband „Schneefrei“, in dem 22 Autoren von der Adventszeit und Silvester erzählen. Vom Krimi bis zur Liebesgeschichte ist alles dabei.
Der große Erzähler Siegfried Lenz ist mit einem Unfall beim Bleigießen in der Silvesternacht vertreten; Jan Weiler mit einer Geschichte vom Skifahren mit den Kindern in der Schweiz. Zu den schönsten Geschichten gehören die von Eugen Roth über Schneefreuden, wie sie früher waren und Alex Capus, der ins Paris des 18. Jahrhunderts entführt. Und Elke Heidenreich schreibt einen Brief an Alban und wandelt auf den Spuren von Komponisten in Wien. Schöne Geschichten zum Vorlesen an den Feiertagen sind alle Erzählungen.

Karoline Adler: Schneefrei: Die schönsten Wintergeschichten.
dtv, September 2015.
272 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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Donna Leon: Commissario Brunetti 24: Endlich mein

meinDer allererste Fall für Donna Leons Commissario Brunetti, ließ den venezianischen Ermittler 1923 am Opernhaus „La Venice“ ermitteln. Und dieses „Venezianische Finale“ gehört immer noch zu den schönsten Brunetti-Krimis. Im 24. Fall knüpft die Bestseller-Autorin daran an.
„Endlich mein“ ist eine Art Fortsetzung des „Venezianischen Finale“. Sopranistin Flavia Petrelli ist wieder in der Stadt und inzwischen ein Weltstar. In Venedig singt sie die Titelrolle in Puccinis „Tosca“, bewundert von Brunetti, seiner Frau Paola, den Schwiegereltern und vielen anderen. Leider auch von einem Stalker. Der schickt gelbe Rosen, teuren Schmuck, stößt eine Gesangsstudentin von einer Brücke und überfällt Flavia Petrellis Freund. Weiterlesen

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Stephanie Jana & Ursula Kollritsch: Das Jahr des Rehs

jahr17 Jahre lang hatten sich die Freundinnen Bella und Bine aus den Augen verloren, dann sucht die Journalistin Bella nach der Architektin Bine. Zwei Jahre lang schreiben die 40-Jährigen sich nun Emails.
Stephanie Jana (Bine) und Ursula Kollritsch (Bella) lassen die Leser ihres Gemeinschaftsbuches „Das Jahr des Rehs“ teilhaben an ihrem Leben. Nach 254 Seiten ist Bine geschieden und Bella hat ihre alte Liebe zurückerobert. Eigentlich war der Plan für das Projekt zunächst, nur ein Jahr Emails auszutauschen, aber die Autorinnen haben weitergemacht, weil sie so viel Spaß an dem fiktiven Briefwechsel hatten.
Den hat der Leser nicht immer; es sind viele Belanglosigkeiten, die die Freundinnen austauschen; wie ein Briefroman aus dem 19. Jahrhundert funktioniert das Buch nicht, dafür bleibt die Erzählperspektive zu ein- bzw. zweiseitig.

Stephanie Jana & Ursula Kollritsch: Das Jahr des Rehs.
List, Juni 2015.
272 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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Jo Platt: Herz über Kopf

plattZwei Schicksalsschläge muss Rosalind, die Heldin in Jo Platts Roman „Herz über Kopf“ verkraften: Bei ihrer Hochzeit flüchtet ihr Bräutigam beim Einzug der Braut aus dem Fenster der Sakristei, und später überfährt ihr Nachbar ihren Goldhamster mit dem Rasenmäher. Ihren Job verliert Rosalind auch.
Aber viel mehr passiert auch nicht im Leben von Rosalind und ihren Freunde. Die britische Autorin schreibt einen leichten, sommerlichen Liebesroman– natürlich werden Rosalind und Nachbar Daniel am Schluss ein Paar, und auch dem Ex- Bräutigam verzeihen alle.
Man hat den Hit „Herz über Kopf“ von Joris beim Lesen ständig im Kopf, aber das hilft über die Schwächen des Buchs kaum hinweg.

Jo Platt: Herz über Kopf.
rororo, Mai 2015.
368 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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Charlotte Roche: Mädchen für alles

charNach ihren Romanen „Feuchtgebiete“ und „Schoßgebete“, hat die 37-jährige Kölnerin Charlotte Roche ein neues Buch geschrieben, von dem man sich fragt, warum das in den Bestsellerlisten steht. In „Mädchen für alles“ geht es um lesbische Liebe.
Heldin Christiane Schneider ist eine junge Mutter, die von ihrem Kind wenig wissen will. Also stellt sie Kindermädchen Marie ein, und das wird dann nach allen Regeln der Kunst verführt. Weiterlesen

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Nina Blazon: Liebten wir

liebeFotografin Mo sieht ihr Leben in Bildern – bis sie von der Großmutter ihres Freundes unfreiwillig zu einer Reise nach Finnland gezwungen wird. Nina Blazon erzählt im Roman „Liebten wir“ von einer Reise in die Vergangenheit, denn Oma hat aus Kindertagen in Helsinki noch eine Rechnung offen.
Für alle Figuren endet die Reise dramatisch. Am Schluss sind zwei Mörder entlarvt, es gibt noch mehr Tote, aber auch neues Glück. Manchmal ist der Roman ausschweifend erzählt, aber im letzten Drittel nimmt die Geschichte richtig gut Fahrt auf.
Und dann ist es vergnüglich zu lesen, wie Oma sich auf Spurensuche nach ihrer alten Freundin Matilda und ihrem Exfreund begibt. Und das Leben von Mo verändert die Reise komplett.

Nina Blazon: Liebten wir.
Ullstein, Juni 2015.
336 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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Helge Thielking: Das gute Kind

kindVor 18 Jahren verschwanden Femke Sundermanns beste Freundin und deren Baby spurlos. Die Polizei fasste den mutmaßlichen Doppelmörder, aber die Leichen blieben verschwunden. Femke wurde Kriminalkommissarin, hat gerade durch ein schreckliches Unglück ihr Kind verloren, da steht eine 18-Jährige vor ihrer Tür in Bremen, die behauptet, das verschwundene Baby von damals zu sein.
Helge Thielking erzählt das in seinem Krimi „Das gute Kind“ mit Hochspannung, entwickelt klug Erzählstränge, die überraschen und am Schluss mit Thrilleratmosphäre psychologisch sehr klug zusammengefügt sind. – Ein tolles Buch, das so sehr fesselt, dass man es nicht aus der Hand legen möchte und das am Ende alle überrascht.

Helge Thielking: Das gute Kind.
Bastei Lübbe, August 2015.
320 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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