Warsan Shire: Bless your ugly daughter
Gesegnet sei deine hässliche Tochter
[…]
behind each ear, her body is a body littered/ with ugly things/ but God,/ doesn’t she wear/ the world well.
[…]
hinter jedem Ohr/ verbirgt sich ein Geflüchtetenlager, ihr Körper ist übersät/ mit hässlichen Dingen,/ doch bei Gott,/ steht ihr die Welt nicht gut?
HAUS FEUER KÖRPER, im Original „Bless the Daughter Raised by a Voice in Her Head“ ist der erste große Gedichtband der somalisch-britischen Autorin Warsan Shire. Die Lyrikerin schreibt in knapp fünfzig Gedichten über Krieg, Flucht, Frau und Tod. Manchmal über all das zugleich. Und wollte ich es kurzhalten, dann würde ich einfach das vorangegangene Zitat wählen und sagen: Genau so. Genau so.
Nur würde ich euch damit ziemlich frustriert wieder aus dieser Rezension entlassen. Was also fasziniert mich an speziell diesen Zeilen? Sie sind wie der Gedichtband selbst: Schmerzhaft und hässlich zum Teil Niemand setzt seine Kinder in ein Boot, es sei denn das Wasser ist sicherer als das Land, aber wunderschön zugleich Ich werde dieses ganze Leben neu schreiben und dieses Mal wird es so viel Liebe geben,/ du kannst gar nichts anderes mehr sehen. Doch was genau ist hässlich und wie gehen wir, die wir diesen Text lesen, weiß und deshalb privilegiert, damit um? Weiterlesen






Liebe Mama, du hast Recht. Dieses Buch rührt an, beschäftigt, löst aus. Und weckt in mir den Wunsch und Drang, davon zu erzählen.
„Und irgendwer muss doch darüber sprechen.“, sind die letzten Worte in Emma Beckers frisch erschienenem Roman „La Maison“, einem Buch, das mich wie nur wenige bisher verführt hat und bei dem ich das Gefühl bekomme, dieses Verb sei eigens dafür erfunden worden. Und wenn nicht für diesen Roman, dann für das, wovon er handelt. Wenn ich verführt sage, dann meine ich die Anmut der Weiblichkeit, die die Welt an sich bindet, den Geruch von frisch gewaschener Haut und süßem Parfüm, dann meine ich die Erregung, wie bei flüchtig getauschten Blicken zwischen tanzenden Körpern, ein erstes anziehendes Annähern, eine Verführung voll Licht und Schatten, geheimnis- und verheißungsvoll.