Sergej Sergejitsch – fast 50 Jahre alt, Frührentner und Imker – lebt in Malaja Starogradowka, einem Dorf mitten in der grauen Zone, zwischen den Fronten der prorussischen Separatisten und der ukrainischen Kämpfer. Nur noch zwei Bewohner harren dort aus: Sergej und Paschka, sein „Kindheitsfeind von der ersten Klasse der Dorfschule an“ (Zitat Seite 6), der immer mehr zu seinem „Feindfreund“ wird. Schließlich hat er sonst niemanden mehr, mit dem er sich unterhalten kann. Die anderen Einwohner haben die Flucht ergriffen, weil sie um Leib und Leben fürchteten und der Alltag ihnen zu beschwerlich wurde.
Denn schon lange gibt es keinen Strom mehr und keine Post, der Laden ist geschlossen und auch wenn das Geschützfeuer meist nur als Hintergrundgeräusch aus der Ferne zu vernehmen ist und im Normalfall keine Aufmerksamkeit mehr erregt, verirrt sich doch manchmal eine Granate ins Dorf. Eine davon hat die Kirche in Schutt und Asche gelegt und Sergejitsch dadurch zu einem ganzen Haufen Kirchenkerzen verholfen.
Abwechslung gibt es eher selten – mal ein toter Soldat auf dem Feld, mal eine Explosion, die Paschkas Fensterscheiben zerfetzt, mal eine Wanderung ins Nachbardorf oder der überraschende Besuch eines jungen ukrainischen Soldaten namens Petro. Doch auch bei unvorhergesehenen Ereignissen bleibt Sergej meistens ruhig und überlegt sich gut, was er tut und was er lässt. Nicht einmischen ist meistens seine Devise – und damit fährt er bisher gut. Weiterlesen