Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen

Der schreibende Schauspieler Joachim Meyerhoff feiert mit seiner autobiografischen „Alle-Toten-fliegen-hoch“-Reihe große Erfolge. Die Bücher wirken authentisch und ehrlich. Dem heute 57-Jährigen gelingt es, auch traurige und ernste Inhalte so darzustellen, dass sie immer auch viel Humor in sich tragen.

Sein neuestes Werk mit dem etwas sonderbaren Titel „Man kann auch in die Höhe fallen“ macht da keine Ausnahme. Meyerhoff berichtet diesmal über eine Auszeit auf dem Anwesen seiner Mutter im ländlichen Schleswig. Dorthin flieht der Ich-Erzähler nach einer mentalen Krise in Berlin, in der er die Schauspielerei in Frage stellt und in Konflikte mit seiner Familie gerät.

Jene Mutter, eine überaus rüstige, lebensbejahende und zupackende 86-Jährige steht im Zentrum dieses Romans. Doch Meyerhoff begeht nicht den Fehler, auf über 350 Seiten nur zu beschreiben, wie er Rasen mäht, Unkraut jätet und sich mit seiner Mutter auseinandersetzt. Denn so sympathisch Letztere auch immer beschrieben wird: Für ein ganzes Buch als einzige Protagonistin hätte sie dann womöglich doch nicht getaugt. Meyerhoff streut auch immer wieder andere Geschichten aus dem Theaterleben ein: als ein Schauspieler einmal einen ausgewachsenen Texthänger hatte, als er mit einem Regisseur zusammenarbeiten musste, der in einem Kinderstück nicht auf den Punkt kam oder als ein anderer Regisseur von ihm verlangte, innerhalb weniger Sekunden verschiedene Gesichtsausdrücke zu zeigen.
Das alles ist lustig und es gewährt einen interessanten Blick durchs Schlüsselloch ins Innenleben des Theaterbetriebs. Einmal mehr ein richtig gutes Buch.

Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen
Kiwi, November 2024
368 Seiten, gebundene Ausgabe, 26 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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