Suzanne Heywood: Wavewalker

Die Welt auf einem Segelschiff zu umrunden, ist der große Lebenstraum ihrer Eltern. Für die siebenjährige Suzanne Heywood wird diese Exkursion zu einer jahrelangen entbehrungsvollen Reise auf Kosten ihrer Kindheit und Jugend.

Was sich nach dem ursprünglichen Plan wie ein verheißungsvolles Abenteuer auf Zeit anhört, entwickelt sich zu einer nimmer enden wollenden Reise mit unkalkulierbaren Herausforderungen in dieser autobiografischen Reisebeschreibung. Aus den ursprünglich vorgesehenen drei werden zehn Jahre auf See.

Das Segelschiff Wavewalker wird zum beengten Zuhause für die siebenjährige Sue, ihren jüngeren Bruder und deren Eltern. Anstatt eine unbeschwerte Kindheit zu verleben, sind die Kinder mit Überlebensängsten, Enttäuschungen und Einsamkeit konfrontiert. Keine Freunde, kein wirkliches Zuhause, keine Schule. Stattdessen immer wieder neue Crewmitglieder, lebensbedrohende Stürme, gerissene Segel, Schiffbruch, Unfälle, Operationen, von Wind und Salzwasser verfilzte Haare, wenig Trinkwasser, Dosenmahlzeiten, wenig Verständnis von den Eltern und keine Chance, diesem Leben zu entkommen. Nur zeitweise erhalten die Kinder Unterricht durch ihre von häufiger Seekrankheit geplagte Mutter.

Den Spuren von James Cook folgend segeln sie gegen den Wind, was immer wieder zu schier unüberwindbaren Problemen führt.

Die Reise beginnt in Großbritannien, führt an der Küste Afrikas entlang bis zur Südspitze nach Australien. Die Familie trifft auf atemberaubende Landschaften und faszinierende Kulturen, aber ebenso auf unerwartete verwahrloste, nach Fisch stinkende Hafenmolen voller rostiger Trawler.

Tage an Land, wenn Wasser und Lebensmittel gebunkert wurden oder die Wavewalker repariert werden musste, boten die einzige Möglichkeit, auf andere Kinder zu treffen. Eine Verständigung und ein Zurechtfinden in den fremden Kulturen war oft mit großen Schwierigkeiten verbunden und nur durch Zeichensprache möglich.

Egal auf welche Widrigkeiten sie sich einstellen und mit welchen Problemen sie sich auseinandersetzen musste – Sues Hunger nach Bildung blieb ungebrochen, was zu ihrem späteren erfolgreichen Werdegang führte. Oft versteckte sie sich an Bord, um ungestört lernen zu können.

Suzanne Heywood teilt nicht nur ihre Tagebuchaufzeichnungen mit den Lesern. Auch durch eine Zeichnung vom Grundriss der Wavewalker, verschiedene Fotos und die in Kartenausschnitten eingezeichneten Segelrouten der Wavewalker lässt sich diese unglaubliche Reise gut nachverfolgen.

Jedem Kapitel sind Zeitdaten, Altersangaben von Sue und die auf See verbrachten Tage vorangestellt.

Die 1969 in Southampton geborene Suzanne Heywood kehrte mit 17 Jahren nach England zurück. Durch ihren unbezähmbaren Willen und unglaublichen Ehrgeiz hat sie es geschafft, einen Studienplatz in Oxford zu erhalten. Nach dem Studium und der Promotion war sie für das britische Finanzministerium tätig. Mittlerweile ist sie Autorin und arbeitet in führenden Positionen verschiedener Unternehmen.

Leicht zu lesen und spannend bis zum Ende.

Suzanne Heywood: Wavewalker.
Übersetzung aus dem Englischen von Sabine Thiele.
Dumont Reiseverlag, September 2024.
440 Seiten, Taschenbuch, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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