Ein origineller, sehr lesenswerter Familienroman kommt von dem 1977 geborenen Journalisten Hannes Finkbeiner aus Hannover. In „Einer geht noch“ steht die Lebensgeschichte des 93-jährigen Fidus im Mittelpunkt, der gleich drei Nahtoderfahrungen verkraften muss – die erste als 15-Jähriger auf der Flucht vor den Nazis, die ihn kurz vor Kriegsende als Soldat an die Front schicken wollen.
Fidus schildert seine Erlebnisse nach und nach seinem Enkel Alo, aus dessen Sicht der Roman geschrieben ist. Weil einige von Opas Erzählungen fraglich erscheinen, besonders ein Ereignis in einem Löwenkäfig in Barcelona, stellt Alo Nachforschungen an …
Der Roman, der auf verschiedenen Zeitebenen spielt, ist straff und kurzweilig erzählt, was ihm Rasanz und Spannung verleiht. Seine Themen sind Vergangenheitsbewältigung, Familie, Generationsbeziehungen und der Umgang mit dem Tod. Die Erzählung zeigt, wie weitreichend Ereignisse in der Vergangenheit auch noch Generationen später für die Familie sein können.
Besonders Opa Fidus ist hervorragend charakterisiert, was der Figur Leben einhaucht.
Ein weiterer, ebenfalls gelungener Handlungsstrang beschreibt – teils in Briefen – die Liebe zwischen Fidus und Klara.
Hannes Finkbeiner: Einer geht noch
S. Fischer, September 2024
304 Seiten, gebundene Ausgabe, 24 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.