In seiner Danksagung schreibt der Autor Ralf Langroth: „Als ich vor ein paar Jahren das Konzept für eine Reihe von Thrillern entwarf, in denen die Geschichte der jungen Bundesrepublik erzählt werden sollte, habe ich … vier konkrete Geschichten in Kurzform entwickelt.“ (S. 413)
Der aktuelle Thriller Mauern und Lügen ist das vierte Buch in der Philipp-Gerber-Reihe. Hier ist der Mauerbau in Berlin und das Spiel von Spionage und Gegenspionage der politische Hintergrund, vor dem Hauptkommissar Gerber mehrfach in Lebensgefahr gerät.
Es beginnt ganz harmlos mit einem geplanten Treffen zwischen Gerber und dem im Ruhestand befindlichen General Anderson. Dieser erhielt als ehemaliger Chef beim US-Militärgeheimdienst Informationen, die er unbedingt Gerber zuspielen will. Denn die Amerikaner glauben, beim deutschen Geheimdienst könne ein Verräter sein.
Kurz vor der Landung wird Gerber telefonisch gewarnt, es sei ein Anschlag auf Anderson geplant. Womit der Hauptkommissar jedoch nicht rechnet, ist der Umstand, dass ihn jemand aufgrund seines erfolgreichen Eingreifens auf die Todesliste setzt. Allmählich begreift er, solange die Auftraggeber im Hintergrund bleiben, sind weder er noch die Menschen in seinem direkten Umfeld sicher.
Der unter dem Pseudonym schreibende Ralf Langroth hat mit seinen historischen Thrillern prägnante Ereignisse in der deutschen Nachkriegsgeschichte in Szene gesetzt. Dank detailgetreuer und penibler Recherche darf seine Leserschaft in die Vergangenheit reisen. Hierbei werden spannend und kurzweilig politische Skandale in Szene gesetzt. Wenn Gerber gegen brutale Mörder kämpft und zum Spielball diverser Geheimdienste wird, ist die Erinnerung an Ian Flemings berühmten Agenten sofort präsent.
Gerber muss viel riskieren, bis die Zahl der Feinde weniger wird und die Intriganten ihre Masken verlieren. An seiner Seite agiert seine Partnerin, die Journalistin Eva Herden, die ebenfalls in das Netz der Intriganten gerät.
Bei der Lektüre ist man schnell in eine andere Zeit eingetaucht: Damals wurden Autoscheiben noch hoch- oder heruntergekurbelt, die Telefonzelle war eine abhörsichere Kommunikationszentrale, und man legte demaskierten Spionen nahe, wie ein Mann aus dem Leben zu gehen.
Der Blick zurück in die Geschichte des eigenen Landes macht Spaß. Er zeigt die guten alten Zeiten aus einer erfrischenden und nachvollziehbaren Perspektive.
Ralf Langroth: Mauern und Lügen: Die Philipp-Gerber-Romane, Band 4
Rowohlt, August 2024
416 Seiten, 18,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.