Als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig wächst der Erzähler zwischen hunderten von körperlich und geistig Behinderten auf – und ist glücklich über diesen Umstand. So kann er beispielsweise am besten einschlafen, wenn nachts die Schreie der Patienten in sein Zimmer dringen und er liebt es, auf den Schultern eines glockenschwingenden, riesigen Insassen über das Anstaltsgelände zu reiten. Er verlebt eine behütete Kindheit, in der seine einzige Sorge zunächst die gelegentlichen Streitereien mit seinen älteren Brüdern oder seine Zubett-Geh-Zeit zu sein scheint. Aber nach und nach bekommt die Familienidylle Risse…
Joachim Meyerhoff hat mit „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ eine anrührende, bisweilen aber auch irre komische Autobiographie geschrieben, nach dem Motto: „Erfinden heißt Erinnern“. Die Vergangenheit ist nicht immer das, was sie im Rückblick zu sein scheint, vieles wird in der Erinnerung verklärt, muss neu geformt werden, um lebendig zu bleiben. Und so bewegt sich der Erzähler nicht chronologisch durch die Ereignisse, sondern erzählt eher assoziativ und lenkt unsere Aufmerksamkeit damit auf bestimmte prägende Ereignisse wie beispielweise den Besuch des Ministerpräsidenten Stoltenburg in der Klinik oder die missglückte Blutsbrüderschaft mit dem Hund der Familie. Meyerhoff erzählt dabei nicht aus der Sicht des Erwachsenen, sondern er durchlebt seine Kindheit noch einmal mit allen Sinnen. Dabei wächst er einem der kleine Josse so sehr ans Herz, dass man am Ende mit ihm hofft, es werde tatsächlich alles wieder so, wie es nie war.
„Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ ist schon jetzt eines meiner Lieblingsbücher im Jahr 2013. Unbedingt lesen!!!
Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war.
Kiwi, Februar 2013.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Roggow.