Eine Liebesgeschichte, die etwas dröge beginnt, in der Mitte an Tempo und Inhalt gewinnt, um dann ein bisschen arg rührselig zu enden. Wie immer bei Ewald Arenz ist an dem Roman stilistisch gar nichts zu bemängeln, klingen seine Sätze wie aus einem Poesiealbum. Die Handlung jedoch lässt ein wenig zu wünschen übrig.
Elias, Ende Dreißig und Vater einer fast erwachsenen Tochter, arbeitet als Schauspieler. Er lebt in einer unbefriedigenden Beziehung, als er Clara kennenlernt. Sie ist Fotografin, Ende Vierzig, verwitwet und seit neuestem arbeitslos. Die Liebe trifft die Beiden unvermittelt, unerwartet und mit voller Wucht.
Erst wehrt sich Clara gegen ihre Gefühle, meint, sie sei zu alt für Elias und hat viele Vorbehalte. Er lässt sich unvoreingenommener, unbelasteter auf ihre Beziehung ein. Aber als Clara ein Stelle angeboten bekommt, viele Hundert Kilometer entfernt, trennt sie sich von ihm, weil sie keine Fernbeziehung führen will. Doch dann wird die Geschichte dramatisch, wird Elias schwer krank.
In den ersten Kapiteln, in denen die beiden Protagonisten eingeführt werden, ist mir das Ganze ein bisschen zu schwermütig. Es gibt für meinen Geschmack zu viel Selbstreflexion, immer heißt es, er mag dies, mag das, sie liebt dieses oder jenes, zu viel Philosophieren, zu wenig Lebendigkeit.
Erst, als sie zusammenfinden und ihre Liebe und ihre Gefühle zulassen, wird die Handlung etwas intensiver, sind die Figuren echter, normaler, authentischer. Hier sind auch die Dialoge, die vorher reichlich belanglos und inhaltsleer waren, ein wenig lebensnaher, froher. Hier kann man sich als Leserin einfinden.
Fast eine Schmonzette
Dann, als Clara fortgeht und Elias schwer erkrankt, wird es fast zu einer Schmonzette, wird es ein bisschen arg kitschig, schmalzig, was dann noch von einem heilen Ende gekrönt wird.
Die beiden Protagonisten, vor allem aber Clara, sind mir ein bisschen zu überfrachtet mit Gefühl und Zweifel. Die Nebenfiguren wirken da lebendiger, echter, sympathischer. Zum Beispiel Claras Bruder Jan, ihre demente Mutter oder auch Elias‘ Tochter.
Alles in allem ein Roman, der nett ist, aber bei weitem nicht an meine Lieblingsbücher von Arenz heranreicht.
Ewald Arenz: Die Liebe an miesen Tagen.
DuMont, Januar 2023.
379 Seiten, gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.