Volker Klüpfel, Michael Kobr: Lückenbüßer

Kluftinger im Stress zwischen Mordermittlung und Wahlkampf

So unterhaltsam die Kluftinger-Reihe der beiden Erfolgsautoren ist, so gleich ist auch immer das Schema. Ein komplizierter Mordfall muss aufgeklärt werden, parallel durchleidet Kluftinger ein privates Tal der Tränen und dies ist stets gepaart mit skurrilen Aufeinandertreffen mit seinem Lieblingsfeind Dr. Langhammer. Dazu eine reichlich bemessene Dosis der üblichen Tollpatschigkeit des Kommissars.

Genauso läuft also auch der neue Roman ab. Bei einer großangelegten Polizeiübung kommt ein Polizist zu Tode. Es schaut nach Unfall aus, doch schnell stellt sich heraus, dass es ein Mord war. Die Hintergründe des Getöteten sind eher dubios, scheint er doch in rechten Kreisen zu verkehren. Zumindest führen die Spuren ziemlich schnell in diese Richtung.

Auf der Suche nach Spuren wird in Kluftinger der Pilzjäger geweckt und über dem Sammeln der begehrten Gewächse vergisst er fast das Ermitteln. Diese Nebengeschichte nimmt recht breiten Raum ein im Roman, trägt allerdings wenig zur Haupthandlung bei.

Abgelenkt wird der Kommissar zusätzlich durch seinen Wahlkampf. Hat er sich doch auf die Liste für die Wahl zum Gemeinderat aufstellen lassen. Zuerst nur als Lückenfüller, auf dem letzten Listenplatz. Als er jedoch spitzkriegt, dass Intimfeind Langhammer sich für die gegnerische Partei hat ebenfalls aufstellen lassen und seinen Wahlkampf mit großer Vehemenz bestreitet, wächst auch in Kluftinger der Ehrgeiz. Von nun an wird aus ihm ein überzeugter Wahlkämpfer, mit allem, was dazu gehört. Natürlich, wie soll es anders sein, auch hier stellt er sich meist selten dämlich an. Immerhin beherrscht er inzwischen die Sozialen Medien etwas besser.

Dieser zweite Handlungsstrang sorgt dann für reichlich lustige Begebenheiten, wenn Klufti immer wieder wichtige Fototermine vergisst und ähnliches. Leider, wie immer, gerät über all dem Privaten der Kriminalfall öfter mal in den Hintergrund, laufen die Ermittlungen eher nebenher.

So entsteht wenig Spannung, auch wenn sich die über 400 Seiten flott herunterlesen. Wann wäre Klufti auch schon mal langweilig gewesen? Insgesamt aber ist der neue Roman schon etwas ernster gestrickt als die letzten Vorgängerbände. Corona und die Nachwehen spielen immer wieder eine Rolle, der Umgang damit, die Aufarbeitung, die Reaktionen und die Auswirkungen auf viele Leute werden thematisiert. Das kam mir etwas überspitzt vor, für die Zeit, die seither vergangen ist, aber trotzdem wirkte es und sorgte für den nötigen Tiefgang. Zusätzlich gab es immer wieder so etwas wie einen erhobenen Zeigefinger, wenn es um den Umgang miteinander, in den Sozialen Netzwerken, in Wahlkämpfen und ganz grundsätzlich geht. Am Ende hält Kluftiger über dieses Thema schließlich sogar eine Rede.

Insgesamt etwas ernsthafter als die letzten Romane der Reihe, ein bisschen mehr Spannung, mehr Konzentration auf den Krimifall würde der Kluftinger-Buchreihe aber guttun.

Volker Klüpfel & Michael Kobr – Lückenbüßer
Ullstein, September 2024
Gebundene Ausgabe, 428 Seiten, 24,99 €

Diese Rezension wurde verfasst von Rena Müller.

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