Auch in seinem neuen Buch „Die kurzen und die langen Jahre“ siedelt Thommie Bayer den Protagonisten – wie könnte es auch anders sein – im Musikermilieu an.
Der zweiundzwanzigjährige Simon trifft an einer einsamen Waldhütte im Schwarzwald auf die um acht Jahre ältere Sylvie. – Ein geeigneter Platz um die Liebe des Lebens zu treffen, sollte man meinen. Doch es ist ein Doppelmord der die beiden dort zusammenführt. – Simons Vater und Sylvies Mann wurden an diesem Ort ermordet.
Während Simon sich sofort in Sylvie verliebt, sieht Sylvie in Simon zwar einen Seelenverwandten, aber doch nicht mehr als einen guten Freund. Die platonische Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, zieht sich über vierzig Jahre hin. Dabei sind Simon und Sylvie nur über Briefe dazu fähig, sich ihr Seelenleben gegenseitig zu offenbaren.
Beide heiraten irgendwann einen anderen Partner und bekommen Kinder, aber beide Ehen nehmen einen traurigen Verlauf.
Sylvie ist es, die immer wieder auch nach längeren Unterbrechungen den Kontakt zu Simon sucht und ihm schreibt.
Häppchenweise liefert sie Simon in ihren Briefen im Schlussteil des Romans die Aufklärung des Doppelmords, der im gesamten Mittelteil der Geschichte völlig ausgeklammert bleibt. Daraufhin macht Simon sich auf, Sylvie zu besuchen – an einem Ort, den er nie für möglich gehalten hätte.
Wie häufig in seinen Büchern verleiht Thommie Bayer auch hier dem Protagonisten kleine Attribute seiner selbst. Insgesamt nährt sich die Geschichte jedoch aus viel kreativer Phantasie. Sobald Simons Leben allzu gewöhnlich dahinzuplätschern droht, setzt der Autor unerwartete Wendungen ein, was sich dann manchmal sehr konstruiert liest, allemal aber dem Anspruch an Unterhaltungslektüre gerecht wird.
Thommie Bayer: Die kurzen und die langen Jahre.
Piper, März 2014.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.
Pingback: Romankritik: Die kurzen und die langen Jahre, von Thommie Bayer (2014) – 5 Sterne – mit Kritiken | HansBlog.de