Rita Klaus: Tatsächlich Transsilvanien

Die Familie Klaus besteht aus Vater, Mutter, drei Söhnen und einer Tochter. Sie wohnten in der Nähe der Zugspitze, wo sie regelmäßig von unzähligen Touristen umgeben waren. Wer in einem typischen Urlaubsgebiet wohnt, weiß, was es genau bedeutet, wenn jeder da sein möchte, wo es schön ist. Und weil Rita und Jürgen Klaus für ihre Arbeit nur einen Computer mit Internetzugang benötigen, entstand der Wunsch, mit ihren Kindern ein Jahr lang die Welt zu bereisen. Doch leider spielte das Schulsystem nicht mit. Auf die Bewilligung ihres Antrages würden sie vermutlich ewig warten müssen. Und dann kam der Hinweis, falls die Familie Klaus sich in Deutschland abmelden sollte, müsse sie sich auch nicht an die Schulpflicht halten.

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Christa Anita Brück: Ein Mädchen mit Prokura (1932)

Der Titel beschreibt schon die Ungeheuerlichkeit: Wie kann ein „Mädchen“ in einer Berliner Bank die Prokura haben und dies 1931 während der Bankenkrise? Viele arbeitslose Menschen leiden unter einer großen Not, die Familien hungern. In diesem Zusammenhang ist es fast schon verständlich, wenn die männlichen Angestellten dem unverheirateten Fräulein Thea Iken, fast dreißigjährig, groß, schlank und schön diese Position nicht gönnen.

Thea hatte bis dahin einen harten Weg hinter sich, und auch mit dem anfänglichen Lohn kann sie ihr Leben kaum finanzieren. Um nach ihrem Schwächeanfall nicht als schwächliche Frau angesehen zu werden, gesteht sie zögernd, seit Wochen nichts Warmes mehr gegessen zu haben. (S. 17)

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Kate Williams: Never Coming Home

Es sollte ein Traumurlaub auf einer einsamen Insel in den Tropen werden. Ein Luxusurlaub der Extra-Klasse, der bereits im Vorfeld medial groß beworben worden ist. Jeder, der etwas auf sich hält und nicht älter als 20 Jahre alt ist, will und muss da hin. Kurz bevor diese besondere Insel im nirgendwo dann tatsächlich für die ersten Gäste freigegeben wird, erfahren zehn Auserwählte von ihrem „Glück“.

Jede, jeder von ihnen agiert in einem anderen Medienbereich und dies sehr erfolgreich. Zumindest scheint es so. Bei der Anreise bringen sie ihre Hoffnungen und Zweifel mit auf die Insel. Einige haben ein ungutes Bauchgefühl und andere konzentrieren sich nur auf ihren Account.

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Madita Oeming: Porno: Eine unverschämte Analyse

Zum Einstieg sei ein gedankliches Experiment erlaubt: Ein Mensch kommt nach Hause und hat Lust auf ein bestimmtes Essen. Dieser Mensch geht in die Küche und nimmt sich Lieblingszutaten und -gewürze. Irgendwann ist das Essen zubereitet. Der Gaumen freut sich und recht schnell auch der knurrende Magen. Niemand würde in dieser privaten Situation eine Einmischung von fremden Menschen zulassen, die vorschreiben, was wann und wie auf den Teller kommt. Die Frage, warum diese Erlaubnis für den noch intimeren Bereich des Schlafzimmers im Hinblick auf die Akzeptanz von Tabus und Konventionen bereits gegeben worden ist, dürfte hoffentlich irritieren. Warum schenken wir anderen in unserem privaten, intimsten Bereich so viel Einfluss?

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Kathrin Schrocke: Weiße Tränen

Der sechzehnjährige Lenni lebt im Schwarzwald. Seine Heimatstadt, das Kant-Gymnasium, der Familienbetrieb seiner Eltern und seine Freunde bestimmen sein Leben. Und dann sind da noch die Lehrer, insbesondere Lennis Lieblingslehrer Prasch, der ihm in den ersten Jahren so geholfen hat.

Lenni hat sich daran gewöhnt, nur auf das Vordergründige zu achten. Witze sind doch nur Witze, oder? Und Unangenehmes hat er gelernt zu ignorieren.

An dem Tag, an dem Benjamin in der Schule auftaucht, bekommt die Fassade der Anständigkeit Risse. Denn Benjamin ist schwarz und reagiert ganz anders, als jeder erwartet. Er ist der erste schwarze Jugendliche im Kant-Gymnasium und fällt nun doppelt auf:

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Shelley Burr: Hell

Wenn ein Kind spurlos verschwindet, bleiben den Angehörigen nur noch die Hoffnung und eine unendliche Trauer. In Australien verschwinden viele Kinder, so dass Lane Holland schon in jungen Jahren beschließt, diese Fälle in den Medien zu verfolgen. Sein persönliches Interesse beginnt mit einem Fall in Nannine. Dieser Ort „war als Umschlagplatz für Farmer entstanden, die ihre Tiere zu den Viehmärkten und ihr Getreide zu den Lagerspeichern brachten, doch die landwirtschaftlichen Familienbetriebe verschwanden …“ (S. 11)

Eine Autostunde von Nannine entfernt liegt die weitläufige Farm der Familie McCreery. Für die Familie mit den Zwillingen Evelyn und Mina ist es ein einsames und arbeitsreiches Leben, in dem sich der Winter vom Sommer nur darin unterscheidet, dass er etwas weniger heiß ist. Eigentlich könnte hier das Glück zuhause sein. Doch 1999, in einer Mainacht, verschwindet Evelyn im Alter von neun Jahren aus dem Kinderzimmer, während Mina direkt daneben schläft. Niemand scheint etwas zu wissen oder gesehen zu haben. Und das Fehlen von Spuren macht die Polizei ratlos und setzt damit die geschockte Familie einem nicht enden wollenden Medieninteresse aus.

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Gisela Stelly Augstein: Der Fang des Tages

Eine Erbschaft ist oft ein emotionales Erlebnis, unter anderem weil zuvor das Ableben eines Menschen erforderlich ist. Häufig wird der Grad der Zuneigung der Erblasserin, des Erblassers an dem Wert des zugewiesenen Erbes festgehalten. Die ganze Angelegenheit wird umso schmerzhafter, wenn die Aufteilung des Nachlasses offensichtlich manipuliert worden ist …

Im Hause Escher kommen nach dem Tod der Mutter die erwachsenen Kinder zusammen. Der Verdacht, dass bereits im Vorfeld einiges von dem Familienvermögen abhandengekommen sein könnte, motiviert die zwei Brüder und zwei Schwestern, alte und neue Konflikte aufleben lassen.

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Simon Parkin: Die Insel der außergewöhnlichen Gefangenen

Peter Fleischmann verlor, so wurde es ihm erzählt, durch einen Autounfall seine ganze Familie. Er lernte deshalb schon sehr früh, dass nicht jeder Mensch die gleichen Lebensbedingungen und Chancen erfährt. Innerhalb der Woche wohnte er in einem Berliner Waisenhaus, und am Wochenende nahmen ihn häufig vermögende Freunde der Familie unter ihre Fittiche. Peter lernte ebenfalls, dass Juden in einem von Hitler geführten Land unerwünscht sind. Auf dem Weg zur Schule erfuhr er körperliche Angriffe, kurz danach durfte er nicht mehr zum Unterricht. Die Morde, Plünderungen und Brände in der Reichspogromnacht gingen auch an dem Waisenhaus nicht spurlos vorbei. Peter lernte Todesängste kennen.

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Amir Gudarzi: Das Ende ist nah

Angela Merkel sagte 2015: „Wir schaffen das.“ In diesem Zusammenhang wurde damals von einer ‚Flüchtlingskrise‘ gesprochen. Inzwischen hat sich einiges geändert. „Wir schaffen das“ wurde abgeschafft. Es kamen weniger Flüchtlinge. Die Schwierigkeiten nahmen in den Aufnahmeverfahren wieder zu und gleichzeitig auch die Not der Flüchtlinge.

Der Autor Amir Gudarzi flog 2009 als junger Mann und Intellektueller von der Türkei aus nach Österreich. In seinem biographischen Roman erzählt er von seinen Erlebnissen im Iran und in Österreich. Für seine Werke wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker*Innen. „Das Ende ist nah“ ist sein Debütroman. Amir Gudarzi beschreibt anschaulich und einprägsam die unterschiedlichen Welten, die er als Kind und als junger Mann in Österreich erlebt. Ohne anzuklagen thematisiert er die Not im Iran und die im Exil: Gewalterfahrung, Ausbeutung, Angst gepaart mit Hunger und Ausgrenzung, aber auch wie ihm die Freundschaft zu Sarah das Leben gerettet hat.

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Victoria Kielland: Meine Männer

Der Roman „Meine Männer“ von Victoria Kielland baut seine Geschichte auf dem Fundament einer altbekannten Tragödie auf: Brynhild, eine junge, schöne Magd, wird vom Hoferben verführt. Im Vergleich zu der unbedarften Siebzehnjährigen hat er in solchen Dingen Übung. Der Hoferbe zeigt ihr, wie bedingungslose Liebe funktioniert, und die junge Magd glaubt ihm, bis sie schwanger wird. Die Hoffnung, an seiner Seite Bäuerin zu werden und auf der sozialen Leiter aufzusteigen, stirbt unter seinen Fäusten und Fußtritten.

Die Wende zu etwas Neuem beginnt mit Brynhilds Flucht zu ihren Eltern, wo sie die Enge und Armut nicht mehr aushalten kann. Zum Glück hilft ihre älteste Schwester aus Amerika. Die schwangere Brynhild verlässt Norwegen 1876, um mit der Überfahrt nicht nur neue Ufer, sondern auch endlich Glück im Leben zu finden. Bei ihrer Ankunft ändert Brynhild ihren Namen. Sie will Bella heißen und Jahre später Belle.

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