Christina Henry: Böse Mädchen sterben nicht

Celias Erinnerung beginnt in dem Moment, als sie in der Küche steht und einem kleinen Mädchen ein Schulbrot schmiert. Das Mädchen behauptet, ihre Tochter zu sein. Der fremde Mann, sagt, er sei ihr Mann. Und Celia kann sich an nichts erinnern, an gar nichts vor diesem Moment. Aber eines weiß sie ganz sicher: Sie ist nicht die Person, die die Leute versuchen, aus ihr zu machen. Alles ist eine einzige, große Lüge. Aber wie soll sie das beweisen, wenn sie sich nicht erinnern kann und was haben diese Menschen mit ihr vor?

Allie muss den Ausflug mit ihren Freundinnen ertragen und ist neben deren Partnern das fünfte Rad am Wagen. Aber alles ändert sich, als die einsame Hütte im Wald plötzlich zu einem Horrorfim-Szenario wird.

Maggie muss in einem brutalen Spiel auf Leben und Tod mitmachen, sonst töten ihre Entführer ihre Tochter.

Drei Frauen landen in ihrem ganz persönlichen Albtraum und alles ist miteinander verbunden …

Na ja. Ich wäre zu hundert Prozent begeistert von diesem Buch gewesen, wenn das Ende nicht alles irgendwie … unmotiviert gemacht hätte. Es ist rasant geschrieben, auch wenn Celia sich anfangs ein wenig merkwürdig in ihrer Situation verhält, kommt man spätestens bei Allies Part komplett rein und fiebert der Aufklärung mit jeder Seite entgegen. Horrorelemente werden bewusst reproduziert, sodass der Leser und die Figur stellenweise ganz genau wissen, was als nächstes passiert und doch nichts dagegen tun können. Das ist eigentlich eine spannende Art, Gänsehaut zu erzeugen.

Aber dann dieses Ende – einfach nur ein paar Männer, die sadistische Frauenhasser sind … weil?? Das Konzept ist ja nicht an sich schlecht, weil es sehr in die Ängste spielt, die man als Frau leider immer wieder hat – aber so vollkommen unmotiviert? Zu einer Figur passt es großartig und wirkt auch charakterlich motiviert, aber bei einer Gruppe von 20 Männern mit einem Anführer, der null Hintergrundgeschichte hat? Einfach ein reicher, weißer Mann, der Frauen als Schlampen beschimpft und sie bestrafen will? Hä? Da brauche ich ein bisschen mehr, so schlimm ist die Welt doch noch nicht, dass uns das als Story reicht, oder? Dazu kommt ja, dass es nicht einfach nur unmotivierter Frauenhass ist – die Männer sind außerdem einfach nur dumm. Ohne spoilern zu wollen, aber das ist tatsächlich die Lösung des Problems: männliche Dummheit. Okay, kann man machen, aber dann hätte ich mir bitte vorher schon Hinweise gewünscht, dass in den Albtraum-Szenarien etwas nicht durchdacht ist. Nun hat man einen perfekt durchdachten und spannenden Plot, mit komplett unmotiviertem und ehrlich gesagt auch nicht sonderlich passendem Ende.

Wirklich schade, ich habe es so gerne gelesen und fand es unglaublich spannend! Wer einfach nur ein bisschen Gänsehaut-Thriller für zwischendurch sucht und sich nicht so sehr für tiefgründige Beweggründe interessiert, wird dieses Buch wahrscheinlich ganz gerne lesen. Ganz ab-empfehlen möchte ich es auf keinen Fall, weil das Lesen wirklich Spaß gemacht hat.

Christina Henry: Böse Mädchen sterben nicht.
Aus dem Englischen übersetzt von Sigrun Zühlke.
Penhaligon, März 2024.
432 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

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