Rita Klaus: Tatsächlich Transsilvanien

Die Familie Klaus besteht aus Vater, Mutter, drei Söhnen und einer Tochter. Sie wohnten in der Nähe der Zugspitze, wo sie regelmäßig von unzähligen Touristen umgeben waren. Wer in einem typischen Urlaubsgebiet wohnt, weiß, was es genau bedeutet, wenn jeder da sein möchte, wo es schön ist. Und weil Rita und Jürgen Klaus für ihre Arbeit nur einen Computer mit Internetzugang benötigen, entstand der Wunsch, mit ihren Kindern ein Jahr lang die Welt zu bereisen. Doch leider spielte das Schulsystem nicht mit. Auf die Bewilligung ihres Antrages würden sie vermutlich ewig warten müssen. Und dann kam der Hinweis, falls die Familie Klaus sich in Deutschland abmelden sollte, müsse sie sich auch nicht an die Schulpflicht halten.

Die Planung der „Weltreise“ endete in der Suche nach einem geeigneten Umfeld. Und dann kam 2020 der Stillstand. Wie alle anderen saß die Familie Klaus in den eigenen vier Wänden fest. Nichts ging mehr. Nichts durfte man. Und schließlich fanden sie ihr neues Zuhause im Zentrum eines rumänischen Dorfes, ein historisches Gebäude mit Nebengebäuden, Plumpsklo und einem großen Innenhof. Hier ist Kreativität gefragt: Kein Wasser, kein Abwasser, dafür ein eigener Brunnen und Internetanschluss.

Rita Klaus ist in ihrem Element. Sie liebt alte Dinge und Originale. Detailgetreu wird so nach und nach ihr Haus restauriert, saniert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Womit sie nicht gerechnet haben, waren die vielen Sprachbarrieren, die sich trotz digitaler Sprachkurse ergeben haben. Trotzdem gelingt ihnen der Anschluss in die dörfliche, autark funktionierende Gemeinde und vertieft ihre Liebe zu Rumänien.

Auf sehr kurzweilige Weise erzählt Rita Klaus, was sie in Rumänien erleben. In teilweise humorvollen Episoden darf man bei der Lektüre dem Charme des ursprünglichen Lebens erliegen. Unter anderem beschreibt die Autorin anschaulich, warum wilde Hunde im Dorfleben willkommene Gäste sind und wie Umweltschutz in Rumänien funktioniert. Gut unterhalten und informiert entsteht beim Lesen eine Neugier, alles mit eigenen Augen betrachten zu wollen.

Auf die Frage, warum sie sich „freiwillig zurück in die Steinzeit gebombt haben“, findet die Autorin viele Antworten unter anderem die der ganz anderen Art der Befriedung. „Wir müssen uns gar nicht verrenken …, wir müssen nur ungefähr in einen großzügig geschnittenen Erwartungskorridor hineinpassen.“ (S. 283)

Es gibt viele Geschichten über Aussteiger. Sie dienen der Völkerverständigung, dem Verständnis für andere Lebensweisen und Ansichten. Und wenn ein harmonisches Miteinander quasi beiläufig funktioniert, obwohl man fremd ist und die Sprache nur bedingt beherrscht, dann drängen sich so manche Gedanken zum Thema Gastfreundschaft auf.

Rita Klaus: Tatsächlich Transsilvanien: Aus dem verrückten Alltag einer bayrischen Auswandererfamilie
DuMont Reiseverlag, September 2023
280 Seiten, Taschenbuch, 17,95 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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