Jennifer Egan: Candy Haus

Ein vibrierendes Zukunftsrauschen – außergewöhnlich & tiefgreifend.

Roxy spürt eine Vibration in ihrem tiefsten Inneren, während sich ihr Bewusstsein in das Internet ergießt: ein Sturzbach von Erinnerungen und Augenblicken, manche schmerzhaft – teils auch Erinnerungen an echten Schmerz –, in einen Kosmos strudelnd, der sich windet und schlängelt wie eine unaufhörlich sich ausdehnende Galaxie.“ (S. 206)

„Candy Haus“ ist visionär und spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der der technologische Fortschritt die Bedeutsamkeit des Individuums, der Privatsphäre und der Beziehungen gewaltig ins Wanken bringt.

„In einem vor Energie funkelnden Roman erzählt Egan von unserer Suche nach Authentizität und Einmaligkeit.“

Worum geht’s? Der Social-Media-Mogul „Bix“ hat ein Produkt namens „Besitze dein Unbewusstes“ entwickelt, das es dir ermöglicht, deinen Geist zu externalisieren und deine Vergangenheit zu besuchen, wann immer du willst. Das dort eingebundene „kollektive Bewusstsein“ ermöglicht es allen Personen Zugriff auf anonyme Gedanken und Erinnerungen aller lebenden und toten Menschen auf der Welt zu bekommen, die dasselbe getan haben: sein externalisiertes Gedächtnis in ein Online-‚Kollektiv‘ hochgeladen. Weiterlesen

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Nora Hoch: Wir holen uns die Nacht zurück

Ich spürte mein Blut im ganzen Körper pulsieren. Ob ich wollte oder nicht, es fühlte sich auch gut an. Verboten und so, aber auch aufregend tarantinomäßig gut.“ (S. 50)

Die Autorin arbeitet als Dramaturgin und Theaterpädagogin in Berlin. Mit ihrem faszinierend berührenden Schreibstil und der erfrischend modernen Sprache hat es die talentierte Storytellerin auf eindrückliche Weise geschafft, mich mit der mutigen und turbulenten Geschichte rund um Ilvy und Kaja, in ihren Bann zu ziehen.

Eine Story über zwei Mädchen, die im selben Haus in Hamburg aufwachsen und doch aus ganz unterschiedlichen Welten kommen. Wir begleiten sie und entdecken mit ihnen gemeinsam Jungs, Partys und Drogen. Doch Kaja droht, abzurutschen. Weiterlesen

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Anna Downes: Gewittermädchen

Willkommen im Paradies. Emily’s Chef bietet ihr die Chance ihres Lebens: ihr chaotisches Leben in London gegen einen Sommerjob als Haushälterin auf seinem wunderschönen und äußerst abgelegenen Anwesen direkt an der französischen Küste zu tauschen. Verzaubert von seiner hinreißenden Frau Nina und seiner exzentrischen kleinen Tochter Aurelia, stürzt sich Emily Hals über Kopf in diese Oase weingetränkter Tage am Pool. Aber bald erkennt Emily, dass Scott und Nina hinter der glamourösen Fassade gefährliche Geheimnisse verbergen.

Ein gelungener Thriller? Fakt ist, dass ich noch nie zuvor einen 448-seitigen Roman in solch einer Rekordzeit verschlungen habe. „Thrill“ bedeutet „Nervenkitzel“ und davon gab es jede Menge. Ab der ersten Seite habe ich an jedem Buchstaben der Geschichte geklebt und ich stürmte weiter atemlos durch das Buch, denn ich wollte unbedingt wissen, was passieren würde. Eine tatsächlich spürbare Bedrohung kommt erst recht spät im Laufe der Story, was sicher einige Thriller-Fans kritisieren. Auch wenn dieses Werk kein typischer Thriller ist, bleibt es ein fesselnder Pageturner mit temporeich-atmosphärischem Spannungsplot. Weiterlesen

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Dieter Georg Herbst & Thomas Heinrich Musiolik: Digital Storytelling

Durch Vernetzung der User im digitalen Kosmos lassen sich Digital Storys auf neuartige Weise gemeinsam erstellen, entwickeln und weit verbreiten. […] User können aktiv dem Verlauf der Markengeschichte folgen und diesen mitbestimmen.“ (S. 282)

Was ist Digital Storytelling, wie entstehen digitale Geschichten und warum sind zu viele Geschichten in der Unternehmenskommunikation so langweilig, obwohl sie durchaus aufwendig hergestellt sind? Die beiden Storytelling-Experten Dieter Georg Herbst und Thomas Heinrich Musiolik erklären diese Themen dank unglaublich vieler praktischer Tipps, Taktiken und Strategien sehr anschaulich und tiefgreifend. Wie ein Leuchtturm im Dschungel des Digital Storytelling. Storytelling bleibt kein abstraktes Hypewort mehr. Seite um Seite erspüren wir als Leser sogar die Bedeutung multisensorischer Erlebnisse im Storytelling. Außerdem lernen wir, was digitale Geschichten spannend macht und wie Abenteuer die Stories voran bringt. Weiterlesen

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Susan Kaufman: New York – Wie es keiner kennt

Ein intimes Porträt: fantastisches New York – so wie es kaum jemand kennt. Blinkende Lichter, Wolkenkratzer, Sirenenlärm, U-Bahn-Rattern, Taxi-Hupen, hektische Business People, Touristenmassen … All das spüre ich in keiner Sekunde, wenn ich durch den wunderschönen Bildband blättere.

Bestaunen können wir blühende Kirschblüten, charmant-elegante Stadthäuser, dekorierte Geschäfte mit fantasievollen Schaufensterfronten, einzigartige Parks, zauberhafte Blumeninstallationen an Ladenfassaden und unzählige atmosphärische Straßenbilder.

Susan Kaufman nimmt uns mit auf einen außergewöhnlich schönen Streifzug durch die Straßenzüge, weit abseits der typischen Touristenpfade und bekannten Sehenswürdigkeiten. Weiterlesen

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Andrea Abreu: So forsch, so furchtlos

Außergewöhnliche Coming-of-Age-Geschichte  – wild, roh, gar verstörend? Wenn ich Pressestimmen lese wie „Mein Gehirn ist gerade explodiert, was für ein Genie“ oder dieser Roman sei wie eine Bombe, der sich in Seele und Herz festsetzt – dann muss ich mir das Buch natürlich genauer anschauen.

Aber diesen Hype kann ich ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen. Andrea Abreus Zauber hat mich einzig und allein durch ihren Schreibstil berühren können.

„So forsch, so furchtlos“ nimmt uns mit auf Teneriffa, abseits der allseits bekannten touristischen Insel. Es zeigt eine intensive Mädchenfreundschaft von zwei zehnjährigen Mädchen, die in einem armen Bergdorf am Hang des Vulkans leben. Die Autorin erzählt dabei sehr plastisch und nachfühlbar von den Wachstumsschmerzen der Pubertät. Weiterlesen

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Éliette Abécassis: Ein unwahrscheinliche Begegnung

Warum hefteten sich seine Augen ausgerechnet auf diese Frau? Sie war nicht sonderlich schön. Hatte etwas Merkwürdiges, etwas Verstörendes an sich, das seine Aufmerksamkeit erregte. Etwas, das für ihn bestimmt war.“ (S. 7)

Ein Buch wie eine Symphonie. Worte die in Zeilen fließen wie eine Melodie.

Der neue 123-seitige Roman von Éliette Abécassis spielt ein sehr spannendes, intelligent tiefsinniges Drama an einem Bahnsteig. Dort, auf dem zwei Leben – die unterschiedlicher nicht sein können – aufeinanderprallen. Sie, die für das politische System arbeitet und an einer Elitehochschule studiert. Ja, sie gehört zu Elite der Nation und er? Er ist der Fremde, „dem Nomade, der auf der Durchreise war, dem Migranten, wie es bei ihnen hieß.“ (S. 44)

Es sind zwei Fremde, die sich zufällig begegnen und wie Magnete voneinander angezogen werden. Weiterlesen

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Lizzie Damilola Blackburn: Yinka, wo bleibt dein Date?

Ich wollte dieses Buch so sehr lieben! Allein der coole Titel und das wunderschöne Cover. Und Yinka, eine nigerianische Einwanderin in Großbritannien! Sozusagen eine „schwarze Bridget Jones“, die den unglaublichen äußeren Druck beklagt, eine Singlefrau zu sein. Wobei der Jones-Vergleich hinkt, da hier definitiv der Humor und die Romantik fehlen.

Doch die Geschichte um Yinka – einer gebildeten, religiösen, britischen Nigerianerin in den frühen Dreißigern – konnte mich leider nicht richtig begeistern. Yinka ist Single und ihre Mutter (sie betet fürs heiraten, Babys kriegen, heiraten, Babys kriegen) und die meisten ihrer Tanten lassen sie das selten vergessen, daher schmiedet sie einen Plan, um das zu ändern.

Bemerkenswert fand ich, dass die Aspekte ihrer nigerianischen Kultur so stark zelebriert wurden. Sehr löblich, wenn Autoren Facetten ihrer eigenen Identität auf eine Figur in der Geschichte übertragen. Doch beim Lesen hat es mich leider nicht auf die Weise gepackt, dass ich unbedingt Tag für Tag weiterlesen wollte. Weiterlesen

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Lindsey Hooper: Ein Sommer mit Hemingways Katzen

Hingegossen wie eine Königin, liegt sie auf der Veranda des Hemingway-Hauses. Das ist ihr liebster Lieblingsplatz auf der Insel. Die schöne Goldgetigerte lässt ihre Ohren zucken und öffnet die meergrünen Augen.“ (S. 13)

Ich bin froh, dass das deutsche Cover viel moderner gestaltet ist als das der amerikanischen Originalausgabe von 2021. Denn das super schöne Cover hat mich direkt an den laidback vibe meines Key West Urlaubs erinnert.

Die College-Absolvent Laura zieht für einen neuen Job von Syracuse, New York, nach Key West, Florida. Genau dort wird sie als Touristenführerin im historischen Hemingway-Haus arbeiten – mit 54 Katzen. Doch dann rast ein Hurrikan auf die Insel zu …

Inspiriert von der wahren Geschichte der berühmten Sechszehenkatzen des Ernest-Hemingway-Hauses in Key West (die heute als Hemingway-Katzen bezeichnet werden) – und dem Hurrikan, der sie fast weggeweht hätte – ist „Ein Sommer mit Hemingways Katzen“ eine kleine, süße Geschichte mit vielen Katzen.

Ich liebe Key West und war gespannt darauf, eine Story mit diesem Schauplatz zu lesen. Außerdem liebe ich Katzen, doch die gelegentlich verwendete Erzählperspektive aus Sicht der Katzen war für meinen Geschmack wirklich übertrieben. Daher musste ich leider die vielen Beschreibungen der felinen Gedanken überfliegen.

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Rebekka Reinhard: Die Zentrale der Zuständigkeiten

Probiere es aus: Stell dich breitbeinig hin, streck die Ellbogen nach außen und stemm die Fäuste in die Hüften – ja, ganz genau, wie Wonder Woman. Denk nicht nach, tu es einfach.“ (S. 123)

Das, was du da gerade machst, nennt sich Power Posing. Es signalisiert nicht nur Macht und Autorität, sondern bewirkt auch, dass deine innere Frauenpower nach außen strahlt. Spürst du es?

Ich muss zugeben, Rebekka Reinhards neues Werk hat mich absolut positiv überrascht und begeistert. Ihre klugen Statements sind so erfrischend offen und ehrlich, dass es beinah weh tut. In ihrem („no bullshit“-)feministischen Manifest schreibt sie über die Rolle der modernen Frau, die permanent Super Woman spielt und tausend Dinge gleichzeitig tut, plant und bedenkt. Dabei lebt sie mit dieser Angst, nicht mitzukommen, zu versagen, aufzufallen, nicht anerkannt zu werden, ungeliebt zu sein.

Solange wir unseren Super-Woman-Fleiß in unbewusster Komplizenschaft mit dem bestehenden System perfektionieren, ändert sich nichts. Wir ackern und ackern und strampeln uns ab. Zum Trost hat man uns ein tolles Spielzeug mit vielen bunten Apps in die Hand gedrückt.“ (S. 102) Weiterlesen

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