Unheimlich gut: Grusel-Nostalgie aus den 80ern
Könntest du nachts schlafen, wenn direkt vor deinem Fenster ein Friedhof liegen würde?
Zum Inhalt:
Heather ist die nervigste kleine Göre, die man sich vorstellen kann – die neue Stiefschwester ist ein wahrer Quälgeist für Molly und Michael in ihrer neuen Patchwork-Familie. Doch als ob das nicht schon genug Drama wäre, beginnt der eigentliche Albtraum, als Heather auf dem düsteren Friedhof hinter ihrem neuen Zuhause, einer unheimlichen alten Kirche, eine neue »Freundin« findet: Helen.
Kein gewöhnliches Mädchen, sondern ein ruheloser Geist, der dort seit über hundert Jahren lauert – verborgen im Schatten der Grabsteine, mit einem finsteren Plan…
»Wait Till Helen Comes« erschien 1986 und wurde ein Klassiker, der bis heute immer wieder aufgelegt wird.
Meine Meinung:
»Meine Freundin Helen« ist vielleicht nicht die furchteinflößendste Gespenstergeschichte, die ich je gelesen habe, aber sie hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und bestens unterhalten. Denn es verbindet eine berührende Botschaft mit einer charmanten Erzählung, die gleichzeitig herzzerreißend schön, tieftraurig und tröstlich herzerwärmend ist. Die gruseligen Momente sind atmosphärisch, aber nicht so schaurig, dass sie Albträume bescheren.
Kritik:
Die Eltern wirken aus heutiger Sicht völlig verantwortungslos, unsensibel und wenig unterstützend. Statt sich um die emotional instabile Heather und die angespannte Familiendynamik zu kümmern, ziehen sie in eine abgelegene Kirche und reißen die Kinder aus ihren sinnvollen Bildungsprogrammen für den Sommer, um ihre eigenen künstlerischen Ambitionen zu verfolgen – ohne jede Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Familie. Besonders bedenklich ist, dass sie Molly mit der Verantwortung für Heather allein lassen, obwohl diese klar sichtbar überfordert ist.
Zwar mag diese Art der Erziehung in den 80ern noch als normaler wahrgenommen worden sein, heute würde man solch eine Vernachlässigung jedoch als inakzeptabel betrachten – sie zeigt, wie wenig ernst die Eltern ihre Rolle nehmen.
Fazit:
Ich hätte mir gewünscht, dass die170-seitige Geistergeschichte das Paranormale stärker in den Fokus rückt. Trotzdem ist »Meine Freundin Helen« ein wirklich einfühlsames, liebevoll geschriebenes Buch – eine wunderbare Lektüre, die nicht nur zu Halloween passt.
Fünf Sterne gibt es allein für die nostalgische Atmosphäre!
Der Festa Verlag hat angekündigt, weitere Werke von Mary Downing Hahn zu veröffentlichen, und ich freue mich schon riesig darauf, mehr von ihr zu lesen!
Mary Downing Hahn: Meine Freundin Helen – Eine Geistergeschichte
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Hans Schuld.
Festa Verlag, November 2024
176 Seiten, Hardcover, 16,99 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.