Alle kennen Gewaltbetroffene, niemand kennt Täterinnen und Täter
Wie wird man dieser Thematik gerecht? Indem man spricht – und liest.
»Unsagbar« ist nicht nur eine dringend benötigte biografische Geschichte, sondern eine kraftvolle Stimme für all jene, die im Verborgenen leiden und selbst nicht sprechen können.
»Ich war mir so sicher, dass ich die Situation wieder unter Kontrolle bekomme. Das habe ich aber nicht. Er hat kontrolliert.« (S. 19)
Dieses Buch greift ein zutiefst sensibles, oft verdrängtes Thema auf: sexualisierte Gewalt. In einer Welt des Schweigens und Verdrängens erhebt sich »Unsagbar« mit unerschütterlicher Kraft und erzählt Jana Baumanns Geschichte schmerzhaft ehrlich, aber auch inspirierend.
In seiner schonungslosen Ehrlichkeit ist das Buch sowohl eine offene Wunde als auch ein Heilmittel. Dabei ist es viel mehr als eine Anklage: Es ist eine ausgestreckte Hand, die dazu einlädt, an ihrer Seite zu kämpfen.
Lest dieses Buch und sprecht darüber – jetzt ist die Zeit, das Thema sichtbar zu machen! Gerade diejenigen, die nicht unmittelbar betroffen sind, haben die Verantwortung, ein starkes Zeichen der Unterstützung zu setzen und Mitgefühl zu zeigen.
Es geht darum, gesellschaftliche Strukturen, die Missbrauch ermöglichen, aufzubrechen und das Schweigen zu beenden – für uns alle und kommende Generationen.
Jana Baumann & Anne Roth: Unsagbar: Was Vergewaltigung bedeutet und wie ich zurück ins Leben fand – Begleitet von einer Traumatherapeutin
Mosaik, September 2024
208 Seiten, Hardcover, 22,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.