Ursel Braun: Unangepasst. Künstlerinnen und ihre Kleider

Ursel Braun porträtiert in „Unangepasst“ eine Reihe großer Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und legt das Hauptaugenmerk auf ihre Garderobe. Durch Kleidung kann man den Fokus der Gesellschaft auf sich richten, man kann damit provozieren oder sich darin verstecken. Josephine Baker, die bis zu ihrem achten Lebensjahr keine Schuhe besitzt, erlangt Bekanntheit, weil sie in jungen Jahren bei ihren Auftritten kaum etwas trägt und sich später umwerfend elegant kleidet.

Die Modejournalistin Helen Hessel fällt durch ihren androgynen Look auf, die Malerin Georgia O´Keeffe zieht sich in ihre minimalistischen schwarzen Textilien zurück. Einige der Damen designen oder nähen ihre Garderobe selbst, andere greifen Trachten, Farben, Styles indigener Völker auf und Louise Nevelson durchwühlt förmlich die Flohmärkte New Yorks, um extravagante Fundstücke kreuz und quer und kunterbunt zu eigenwilligsten Kreationen zu kombinieren.

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Thomas Raab: Peter kommt später: Frau Huber ermittelt 03

Tja – wo anfangen in diesem von Figuren überbordenden Buch „Peter kommt später“ von Thomas Raab? Im Dorf Glaubenthal wird die Senior-Wirtin Antonia Bruckner tot aufgefunden. Erstickt an Kaiserschmarrn. Unter dem Fenster des Tatortes wird eine Herrenarmbanduhr mit der Originalunterschrift von Peter Alexander gefunden. Größter Fan von Peter Alexander im Ort ist Waldemar Wurm, der im Buch als „unterbelichtet“ beschrieben wird. Soweit, so gut. Die Ermittlungen nehmen der chauvinistische Kommissar Wolfram Swoboda und seine Kollegin Unterberger-Sattler auf. Swoboda ist heimlich in Unterberger-Sattler verliebt. Die aber ist verheiratet mit ihrem Martin und hat vor einer Woche das dritte Kind bekommen.

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Fabian Neidhardt: Nur ein paar Nächte

Ben Berger ist Holzschnitzer. Er lebt mit seiner zwölfjährigen Tochter Mia im Dorf Immenau und kommt in seinem Leben gut zurecht. Die Dinge gehen ihren Gang. Eines Tages aber steht sein Vater vor der Tür. Er hat Bens Mutter betrogen und fragt, ob er „nur für ein paar Nächte“ bei ihm Unterschlupf finden kann. Daraufhin gerät einiges in Bewegung. Die Polizei bringt zum Beispiel Mia nach Hause. Sie wollte gemeinsam mit ihrem sechsjährigen Spielgefährten mit dem Bus nach Hamburg fahren, um ihre Mutter Orna zu sehen.

Orna hat sich bisher nicht um Mia gekümmert. Sie wollte nie ein Kind. Nur auf Bens eindringliche Bitte ließ sie Mia nicht abtreiben, brachte sie zur Welt und überließ sie Ben. Der kam mit dem Baby zu seinen Eltern zurück. Die lebten damals noch in dem Haus, das er jetzt mit Mia bewohnt. Nach und nach trudeln alle Familienmitglieder bei Ben ein.

Seine Schwester Salome, die ungewollt Kinderlose, kommt ebenso vorbei wie seine Mutter. Irgendwann ist während des Lesens nicht mehr zu leugnen, dass mit Mia etwas nicht stimmt. Sie kann zwar sprechen, bedient sich allerdings zusätzlich der Gebärdensprache und schaut Serien für Kleinkinder. Auch dieses Rätsel wird gelöst. Mia hat ein gravierendes Handicap. Bens Vater ist der Meinung, Orna habe ihre Tochter deswegen nicht akzeptiert. Bei einem großen Showdown am Küchentisch kommt noch so manches Geheimnis ans Tageslicht.

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Lioba Werrelmann: Tod in Siebenbürgen

In „Tod in Siebenbürgen“ von Liobe Werrelmann erreicht den Journalisten Paul aus heiterem Himmel eine Nachricht. Er hat in Siebenbürgen den Hof seiner Tante Zinzi geerbt und muss nach Sibiu reisen. Paul ist als Kind mit seinem Vater von Rumänien nach Deutschland ausgewandert. Zu seiner Chefin sagt er einen Satz, den zu formulieren er sich jahrelang nicht durchringen konnte: „Ich bin ein Siebenbürger Sachse.“

Der Hof seiner Tante ist in keinem besonders guten Zustand. Trotzdem wird er zu Pauls Erstaunen von Maia bewohnt, die Tante Zinzi als Mädchen bei sich aufgenommen hat. Diese Maia trägt alte Armeekleidung und wirkt insgesamt wenig vertrauenseinflößend. Sie versorgt verletzte Tiere, braut allerlei dubiose Tränke und schnitzt als Schutzzauber geheimnisvolle Zeichen in die Tür zu Pauls Schlafzimmer, denn er bleibt ein paar Tage auf dem Hof. Vieles ist ihm sofort wieder vertraut, anderes registriert er mit Befremden. Sein alter Freund Sorin und er finden allerdings gleich wieder einen Draht zueinander und Paul ist schockiert, als er erfährt, dass Sorin wenige Tage nach seiner Ankunft den deutschen Unternehmer Günther Huber umgebracht haben soll.

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Robert Seethaler: Das Café ohne Namen

Robert Seethaler erzählt in seinem Roman „Café ohne Namen“ von Robert Simon, 31 Jahre alt, der am Karmelitermarkt in Wien alle anfallenden Kleinigkeiten erledigt. Er schmiert Scharniere, schneidet Gemüse, stapelt leere Paletten. Man schreibt das Jahr 1966. Robert wohnt bei der freundlichen Kriegerwitwe Martha Pohl zur Untermiete. Eines Tages fällt ihm in der Nähe des Marktes ein leerstehendes Lokal auf und er beschließt, ein Café zu eröffnen. Weil er sich nicht entscheiden kann, wie man es nennen könnte, bleibt es einfach das Café ohne Namen. Die Speisekarte ist überschaubar.

Neben Getränken aller Art gibt es Schmalzbrote und Salzgurken. Simon aber macht seine Sache gut und bald versammelt sich ein kunterbuntes Völkchen in seinem Lokal. Es kommen Unglückliche, die ihren Kummer erbittert ertränken, Verliebte, die einander tief in die Augen schauen, Einsame, die zum stillen Inventar werden und Laufkundschaft vom Markt, die gemütlich einen Kaffee trinken möchte. Bald schon braucht Robert Verstärkung und findet sie in Mila, die ihren Job in einer Fabrik verloren hat, weil diese geschlossen wurde.

Verliebt in Jascha

Sie wird Roberts unerlässliche Angestellte. Einige Leute, die im Café ohne Namen ein und aus gehen, begleitet man ein Stück ihres Lebensweges. Es ist oft kein glückliches Stück. Robert selbst verliebt sich in die drogensüchtige Jascha, erkennt aber, dass das Leben mit ihr eine Katastrophe wäre und Jascha verschwindet so plötzlich, wie sie aufgetaucht ist. Schließlich gibt es ein großes Fest. Aus welchem Grund, sei hier nicht verraten. Die Dinge ändern sich für Robert allerdings markant.

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Karin Peschka: Dschomba

Wie in einem großen Gewebe sind die Figuren in Karin Peschkas Roman „Dschomba“ miteinander verbunden. Behutsam stellt die Autorin deren Bezogenheit aufeinander dar. Am 9. November 1954 tanzt ein Fremder barfuß, nur in Hemd und Hose gekleidet, bei Regen in der Kleinstadt Eferding auf dem Friedhof herum. Dabei singt, brüllt er eigentlich ein serbisches Wiegenlied. Es handelt sich um Dragan Dzomba, einen Serben, von Beruf Schlosser, wie sich später herausstellt. Der Dechant, kirchlicher Würdenträger und Pfarrer in Eferding, wird gerufen, um ihn zur Räson zu bringen.

Das gelingt ihm zum großen Erstaunen der herbeigeeilten Stadtbevölkerung auch und er quartiert diesen seltsamen, offensichtlich mittellosen Menschen bei sich im Pfarrhof ein. Was es mit Dragan „Dschomba“ auf sich hat, das deckt die Autorin sachte Schritt für Schritt auf. Sie berichtet von der Pfarrersköchin Agnes Kern, die bei der Mutter des Dorfgendarmen wohnt, dort nach dem Rechten sieht, neben dem Pfarrhaushalt auch die alte Frau betreut. Es gibt den Querulanten, den das Leben zu einem unleidlichen Mitbürger gemacht hat, dessen Freund, den Mesner, den Priesteramtsstudenten Raidinger, natürlich den Dechant, die junge Mutter Lotte, den angeblich einfältigen Silvester Moor und allerlei weitere Figuren. Mittendrin im Geschehen die kleine Karin Peschka, die Tochter des Wirtes.

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Susanne Kristek: Die nächste Depperte. Von einer, die auszog, um Autorin zu werden

Im Roman „Die nächste Depperte“ von Susanne Kristek versucht eine Autorin mit Namen Susanne Kristek ihr Debut, den Roman „Nur die Liege zählt. Urlaub unter deutschen Palmen“ unters Volk zu bringen. Erschienen ist das Werk zwar, aber in den Buchhandlungen liegt es nicht aus. Die Ich-Erzählerin unternimmt deshalb alles Menschenmögliche, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und die Verkaufszahlen anzukurbeln.

Sie stellt sich zum Beispiel mit einem Self-Promotion-Stand vor Buchhandlungen und bewirbt sich bei einer Lokalzeitung darum, Person des Tages zu werden, weil sie da ihr Buch vorstellen könnte. Nichts davon funktioniert allerdings so, wie sie sich das vorgestellt hat. Die Schriftstellerkarriere kommt nicht recht in Schwung. Letztendlich kauft sie einen großen Teil der Auflage selbst auf und verschenkt ihre Bücher. Nichtsdestotrotz bleibt sie beim Schreiben, nimmt über Facebook Kontakt zur österreichischen Autorin Martina Parker auf (Rezensionen ihrer Bücher hier bei Leselust!), und sogar Elke Heidenreich wird auf sie aufmerksam. Martina Parker und Susanne Kristek beschließen, „Schreibschwestern“ zu werden, die einander ihre Manuskripte anvertrauen und Feedback geben.

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Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister: Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland

Ewald Frie hat zehn Geschwister. Der älteste Bruder wird 1944 geboren, die jüngste Schwester 1969. Ewald ist die Nummer neun. Familie Frie betreibt in Münster in Westfalen einen Viehzucht- und Milchviehbetrieb. Ewald Frie, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen, hat seine Geschwister interviewt und sie nach ihren Kindheits- und Jugenderlebnissen befragt. Anhand ihrer unterschiedlichsten Erfahrungen macht er den Wandel in der deutschen Landwirtschaft sichtbar. Er berichtet von der stillen Auflösung der bäuerlichen Gesellschaft. Haben die Ersten in der Geschwisterreihe noch Hilfskräfte am Hof erlebt, eine Gemeinschaft, in der beinahe jeder nach Stall roch und Pferde vor den Pflug gespannt wurden, so ist die Welt eine völlig andere, als die Jüngste, Martina, den Hof verlässt, um eigene Wege zu gehen. Bis ca. 1830 blickt der Autor in seiner Familiengeschichte zurück. So einschneidende Veränderungen wie zwischen 1950 und 1980 hat es niemals zuvor gegeben.

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Birgit Birnbacher: Wovon wir leben

Der Krankenschwester Julia passiert ein unverzeihlicher Fehler. Sie verwechselt zwei Patientinnen und verabreicht einer ein Medikament, gegen das diese allergisch ist. Die Frau kann gerettet werden, dieser Vorfall nimmt Julia aber endgültig die Luft. Sie hat ohnehin schon Lungenprobleme und bekommt heftige Atemnot. Ihr Arbeitgeber teilt ihr mit, ab ihrer Gesundschreibung ist sie entlassen. Sie ist 38 Jahre alt, nicht verheiratet, kinderlos, die Geliebte eines gebundenen Arztes, der zum dritten Mal Vater wird. Um vielleicht etwas „aufatmen“ zu können, zum „Durchatmen“ sozusagen, beschließt sie, in ihr Heimatdorf in den Bergen zurückzukehren. Aber statt Unterschlupf und Zuwendung zu finden, trifft sie dort auf zerstörte Strukturen. Ihre Mutter hat ihren Vater verlassen und ist zu einem anderen Mann nach Sizilien gezogen. Der Vater, verbittert und ohne sinnvolle Beschäftigung, raucht zu viel und kommt mit dem Haushalt alleine nicht zurecht. Betriebe und Geschäfte haben geschlossen, alleingelassene Männer verbringen ihr Leben kartenspielend im Wirtshaus.

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Lone Frank: Liebe: Vom höchsten der Gefühle

Lone Frank ist als Journalistin und Neurobiologin in Dänemark sehr bekannt. Sie lebt in Kopenhagen. Ihr Mann stirbt mit 56 Jahren. Einige Jahre ist das inzwischen her. Sie ist bis heute der Meinung, sie waren füreinander bestimmt. Sein Tod zerstört ihren Lebenssinn, hinterlässt eine unfassbare Leere.
Daraufhin setzt sie sich mit Unterstützung eines Therapeuten mit der „Liebe“ auseinander, für die es in ihrem Fall plötzlich kein Gegenüber mehr gibt.

Anhand ihrer eigenen Biografie „Liebe: Vom Höchsten der Gefühle“ berichtet sie von der Liebe von Eltern zu ihren Kindern, Liebe unter Geschwistern, untersucht neurochemische Prozesse, die „Liebe“ verursachen und beschäftigt sich dabei auch mit dem viel beachteten Oxytocin und seiner Wirkung. Romantische Liebe ist in diesem Buch ein Thema, Onlinedating, die Suche nach dem einen und einzigen „Seelenverwandten“, Einsamkeit und nicht zuletzt Trauer und Verlust.Letzten Endes gibt es in Frau Franks Leben eine neue Liebe und alles wird gut.

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