Turbulente Liebesgeschichte aus der Welt der Finanzhais – nicht das Besondere, das man erwartet
Am Ende ist dieser Roman auch nur eine Liebesgeschichte, mit dem üblichen Hin und Her, den Missverständnissen und aufgeblähten Problemchen – nicht unähnlich den Büchern von Ali Hazelwood, wenn auch ohne deren ausschweifende Sexszenen.
Der Unterschied ist lediglich, dass hier die Protagonistin eine Schwarze Frau ist, die eine für Leute ihrer Hautfarbe und für ihr Geschlecht unübliche Karriere anstrebt. Und somit, auch das wenig überraschend, mit den üblichen Schwierigkeiten, Vorurteilen und männlichen Überheblichkeiten zu kämpfen hat.
Jess begegnet an ihrem ersten Arbeitstag bei Goldman Sachs ihrem ehemaligen Studienkollegen Josh wieder. Dieser, obwohl er zunächst mal keine wesentlich andere Ausbildung hat als sie, bekommt mehr Unterstützung, wird gefördert, ergattert die wichtigen und großen Aufträge. Während ihr wenig mehr als Sekretärinnentätigkeiten zugewiesen werden.
Obwohl sie Josh als eher versnobten reichen Schnösel in Erinnerung hat, erweist er sich als hilfsbereit und nett. So kommen die beiden sich näher, während man in Rückblicken erfährt, welche diversen Streitgespräche zwischen den beiden während des Studiums stattfanden.
Dass Jess und Josh irgendwann ein Paar werden, sich dann wieder trennen, wieder zusammenkommen und so weiter, verwundert dann nicht weiter. Dazwischen sind immer wieder die Gefühle von Jess geschildert, wenn sie sich aufgrund ihrer Hautfarbe zurückgesetzt fühlt. Dabei wirkt das leider oft eher wie Neid, wenn sie beispielsweise Josh den angeblichen Reichtum seiner Eltern vorhält.
So ist das Buch in meinen Augen schließlich doch nicht wesentlich mehr als eine recht übliche, unnötig verkomplizierte Liebesgeschichte, aufgehübscht um das Thema Rassismus und diverse Debatten um Finanzgeschäfte. Hier merkt man den Hintergrund der Autorin, die selbst ebenfalls bei Goldman Sachs gearbeitet hat (Ist der Roman hier eventuell sowas wie eine Aufarbeitung oder Abrechnung?). Leider führt das dann jedoch dazu, dass über viele Seiten und immer wieder sehr viel Fachchinesisch in den Roman einfließt, was irgendwann etwas nervt und auch langweilig wird, sofern man sich für diese Dinge nicht interessiert.
Ziemlich gestört hat den Lesefluss allerdings die große Namensähnlichkeit der beiden Protagonisten Jess und Josh. Dass man genau dies vermeiden soll, ist eigentlich eine der ersten Lektionen im Kreativen Schreiben.
Der Schreibstil von Cecilia Rabess, deren Debütroman „Alles gut“ ist, ist ansonsten jedoch sehr angenehm, flüssig, flott, modern. Da ist nichts gestelzt, nichts süßlich getüncht oder kitschig, wenn auch manche der Figuren, vor allem die Männer in ihrem Arbeitsumfeld, doch ein wenig arg den gängigen Klischees entsprechen. Doch wer als Frau ähnliches erlebt hat, weiß, dass Männer eben einfach manchmal ihr eigenes Klischee sind.
Ein Roman, der sich schnell und locker liest, von den erwähnten Szenen abgesehen.
Cecilia Rabess – Alles gut
aus dem Amerikanischen von Simone Jakob
Eichborn, März 2024
Gebundene Ausgabe, 429 Seiten, 24,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.