Jussi Adler-Olsen: Verraten

Da ist es nun: das große Finale. Der zehnte und letzte Fall für Carl Mørck vom Sonderdezernat Q in Kopenhagen von Jussi Adler-Olsen. Am 21. März 2024 erschien „Verraten“ bei dtv. Hannes Thies übersetzte den Thriller (wie auch die gesamte Reihe) aus dem Dänischen.

Carl Mørck und die Vergangenheit

Und wie zu erwarten, setzt Jussi Adler-Olsen auf „großes Kino“. „Verraten“ wird dem, dies sei schon einmal „verraten“, aber nur teilweise gerecht.

Es ist Weihnachten 2020, Carl Mørck muss ins Gefängnis. Schuld ist der alte Koffer auf dem Dachboden, den sein Kollege Anker Høyer ihm vor Jahren zur Aufbewahrung gab. Nun wird Carl Mørck des Drogenhandels, der Korruption und des Mordes verdächtigt. Im Gefängnis beginnt ein Spießrutenlauf für den Kommissar. Von seinem schwer enttäuschten Chef Marcus Jacobsen, dem Leiter der Mordkommission, kann er keine Unterstützung erwarten.

Aber die Kollegen vom Sonderdezernat Q, Assad, Rose und Gordon, stürzen sich in Ermittlungen, die Carls Unschuld beweisen sollen. Daneben erzählt Jussi Adler-Olsen in einem zweiten Handlungsstrang von Eddie Jansen, einem korrupten holländischen Polizei-Ermittler, der tief im Drogenhandel steckt, Stress mit den brutalen Hintermännern bekommt und seine Frau Femke mit ihrer Tochter Marika in höchste Gefahr bringt. Und natürlich hat das eine mit dem anderen zu tun. Es folgen Anschläge auf Carls Leben, die in eine Explosion im Gefängnis und seine Flucht münden. Inzwischen erhält das Q-Team Unterstützung von Merete Lyngaard, dem Opfer aus der Druckluftkammer im ersten Fall von Carl Mørck „Erbarmen“. Jussi Adler-Olsen spannt den Bogen also vom Beginn seiner Thriller-Reihe 2008 über den Druckluftnagelfall, mit dem Tod von Anker und der schweren Verletzung seines zweiten Kollegen Hardy Henningsen (der im aktuellen Fall in einem Exoskelett mitmischt) zu den Sisle Park-Morden aus dem letzten Band „Natriumchlorid“ (2021). Das ist geschickt gemacht und schmeichelt dem Lesenden, der die Reihe mit verfolgt hat.

„Verraten“ setzt den Schlusspunkt unter die erfolgreiche Serie um die Ermittler aus dem Sonderdezernat Q, die regelmäßig die Bestsellerlisten angeführt hat. Dabei erwartet die Lesenden dieses Bandes nicht sehr viel Neues, sondern eher die Auflösung des Jahre alten Falles um Anker und Hardy, der so viel Einfluss auf die Figur Carl Mørck hatte.

Sonderdezernat Q – Das Finale

Jussi Adler-Olsen bleibt seinem Stil und seinen Figuren treu. Er ist ein eher einfacher Erzähler mit grobem Stil. Hier wird es nicht feinsinnig oder gar philosophisch, wie in mach anderen skandinavischen Krimis. „Verraten“ ist für mich als Lesende nicht das erwartete hochexplosive Spektakel geworden. Es ist weniger spannend und aktionsreich geraten, als so mancher der Vorgänger-Bände. Und die Bezüge zu ihnen scheinen das eine oder andere Mal arg konstruiert. Die Suche nach dem Verräter oder der Verräterin plätschert begleitet von der ein oder anderen Explosion oder Ermordung der Aufdeckung entgegen, und es scheint mir fast, als hätte Jussi Adler-Olsen die wirklich zündende Idee für ein großes, beeindruckendes Finale gefehlt. Der Schluss von „Verraten“ wirkt auf mich eher wie ein guter Marketingtrick für die Thriller-Reihe. Oder ist im besseren Fall ein Stück Selbstironie des Autors.

Wer Carl Mørck, Assad, Rose und Gordon im Laufe der Jahre lieb gewonnen hat, für den oder die ist der zehnte und letzte Band natürlich ein Muss.

Jussi Adler-Olsen: Verraten. Thriller.
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess.
dtv Verlagsgesellschaft, 21. März 2024.
608 Seiten, Hardcover, 26,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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