Spannungsarmer Roman um drei Frauen und zu viele Themen
Dass sich dieser Roman des Themas Klimawandel annimmt und ein tatsächliches Ereignis rund um die Klimaaktivisten aufgreift, ist noch das Beste daran. Ansonsten bietet er wenig Überraschendes, schablonenartige Figuren und vor allem viele Klischees.
Claudia Berner führt in x-ter Generation ein Autohaus in einer überschaubaren Kleinstadt. Daneben arbeitet sie als Stadträtin und will nun Bürgermeisterin werden. Ihr Mann Martin ist in ihrem Autohaus angestellt und sie hat eigentlich vor, ihn, sollte sie gewählt werden, zum Geschäftsführer zu machen. Claudias Mutter Marianne hat jedoch schon immer Vorbehalte gegen ihren Schwiegersohn und mischt sich immer wieder in die Geschäfte ein.
Claudias Tochter Anouk, gerade 18 geworden, geht inzwischen ihre eigenen Wege und schließt sich den Klimaaktivisten an, klebt sich auf die Straße, wird verhaftet. Das schadet natürlich dem Wahlkampf der Bürgermeisterkandidatin und wird vom Wahlgegner und der Presse genüsslich ausgeschlachtet.
Zusätzlich bekommt Claudia Probleme in der Ehe, denn ihr Vertrauen in Martin, in seine Fähigkeit, das Autohaus zu leiten, schwindet. Man streitet, es kriselt, es kommt zum Zerwürfnis. Inzwischen knüpft Marianne, längst über 70, Kontakte zu einem ehemaligen Geliebten, wärmt die alte Beziehung wieder auf.
Die Geschichte eskaliert, als Anouk nach Berlin geht und gemeinsam mit anderen in den Hungerstreik tritt, um die Regierung zu Gesprächen zu erpressen. Claudia lässt alles stehen und liegen und rast nach Berlin.
Das Ganze ist so platt, so altbacken erzählt, dass man immer wieder das Buch eigentlich abbrechen möchte, dann aber doch wieder Hoffnung hat, es käme noch Spannung auf. Die Figuren sind vorhersehbar, abgedroschen und schablonenhaft, der Schreibstil ist schlicht, so sehr, dass mehrere Kapitel mit dem gleichen Satz beginnen.
Die Protagonistin Claudia ist arg unrealistisch, sie macht nie Fehler, findet immer die richtigen Worte, hat sich, ihre Sorgen und Stimmungen immer im Griff. Und am Ende sinken sich alle lächelnd in die Arme, geläutert, versöhnt, glücklich.
Das Einzige, was mir wirklich gefallen hat, ist die kritische Schilderung des Umgangs der bayrischen Behörden mit den Klimaklebern, die dort als Terroristen verunglimpft und besonders hart bestraft werden. Ganz anders im Übrigen als die Gülle werfenden Bauern …
Amelie Fried – Der längste Sommer ihres Lebens
Heyne, März 2024
Gebundene Ausgabe, 431 Seiten, 22,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.