Zu diesem historischen Roman der Mönchengladbacher Autorin gibt es einen Vorgängerband mit dem Titel „Der verbotene Fluss“, den ich leider nicht gelesen habe. Doch auch ohne diese Vorgeschichte zu kennen, kann man das neue Buch verstehen und genießen. So man denn diese Romangattung mag.
Charlotte, eine junge Deutsche, ist seit zwei Jahren mit Tom verheiratet. Sie hat vor der Ehe als Gouvernante gearbeitet, er ist Autor und Rezensent von Theateraufführungen. Die beiden leben im London des Jahres 1894. Charlotte ist eine Frau mit einem für diese Zeit sehr ausgeprägten Unabhängigkeitsdrang. Sie hat durchaus ihren eigenen Kopf und sieht ihre künftige Rolle nicht ausschließlich als Ehefrau und Mutter. Wobei letzteres aktuell nicht zur Debatte steht, denn sie und Tom warten immer noch auf Nachwuchs, den sich vor allem Tom sehnlichst wünscht. Diese ungewollte Kinderlosigkeit ist eines der beiden Hauptthemen des Romans. Was natürlich vor dem Hintergrund der Zeit, in der der Roman spielt, besonders interessant ist.
Vorrangig geht es allerdings um Magie, Mystik und allerlei Geheimbünde, die in London existieren. Als eine junge Frau tot am Ufer der Themse gefunden wird und in der Nähe der Leiche offensichtlich ein Pentagramm aus Kerzen aufgebaut war, beginnen Charlotte und Tom nachzuforschen. Denn es scheint tatsächlich einen Bezug zu diesen magischen Zirkeln zu geben, vor allem jenem, der um den Fluss Themse kreist. Da Tom gerade an einem neuen Buchprojekt arbeitet, in welchem es genau um diese Themen geht, ist die Neugier der beiden geweckt. Hinzu kommt noch ihre Sorge für einen kleinen Jungen, den sie in ihre Obhut nehmen und der offensichtlich bedroht wird.
All das wird auf sehr konventionelle, um nicht zu sagen konservative Art erzählt. Der ganze Schreibstil, in dem der Roman verfasst ist, passt perfekt zum Inhalt. Ja der Roman wirkt fast, als sei er vor vielen Jahrzehnten entstanden, so authentisch sind Sprache und Stil. Susanne Goga ist auch, aber nicht nur, bekannt für ihre Romanreihe um den Kommissar Wechsler, der im Berlin der Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ermittelt. Diese Romane haben mich stets begeistert, denn auch sie sind in dem zur erzählten Zeit passenden Stil verfasst.
Das vorliegende Buch mit seinen mystischen und magischen Verwicklungen ist im Vergleich dazu ein wenig trivial, manchmal pathetisch und etwas langatmig, auch durch hin und wieder ausufernde Beschreibungen. Dazu ist die Handlung doch vorhersehbar, die Spuren und Hinweise zu deutlich, so dass die Leserin früh die Verdächtigen erkennen kann.
Dennoch bietet der Roman ein entspannendes und vergnügliches Leseerlebnis, vor allem natürlich für Liebhaber solcher historischen Romane.
Susanne Goga: Das Geheimnis der Themse.
Diana, Februar 2021.
448 Seiten, Taschenbuch, 10,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.