Stefanie Sargnagel: Iowa: Ein Ausflug nach Amerika

Die österreichische Autorin und Cartoonistin Stefanie Sargnagel (Jahrgang 1986) macht sich 2022 auf den Weg in die Vereinigten Staaten von Amerika. Sie fliegt nach Grinnell in Iowa, um an dem dortigen College „Creative Writing“ zu unterrichten. Begleitet wird sie von ihrer Freundin, der Musikerin Christiane Rösinger. Von dieser Reise und ihrem Aufenthalt berichtet sie in dem Buch „Iowa – Ein Ausflug nach Amerika“, das am 19. Dezember 2023 im Rowohlt (Hundertaugen) Buchverlag erschienen ist.

Im Land der übergewichtigen Flanellhemdträger und -innen

Gleich vorweg: ich glaube, ich bin zu alt für dieses Buch.

In lockerem und sehr entspanntem Ton schreibt Stefanie Sargnagel über ihre Erlebnisse in und Erfahrungen mit dem Land und den Menschen in Iowa. Durchaus selbstironisch kommentiert sie ihren Social Media Konsum und ihre Unkenntnis über das Unterrichten. Nur was lerne oder erfahre ich als Lesende über Grinnell, Iowa und später auch Kalifornien?

In Iowa wächst jede Menge Mais, die freundlichen Einwohnerinnen und Einwohner sind mehrheitlich stark übergewichtig und kaufen in riesigen „Walmarts“ ein, das Essen ist schlecht (außer Hamburgern) und die kalifornischen Städte Los Angeles und San Francisco haben ein riesiges Obdachlosenproblem.

Nur, das ist jetzt wirklich nichts Neues. Stefanie Sargnagel liefert ein europäisches USA-Bild voller Klischees und abgenutzter Bilder. Da hätte ich mehr Esprit und Innovation von der Wortkünstlerin erwartet:

„Und rund um ihn sitzen die ersten echten Amerikaner, die ich nun ausgeruht betrachten kann. Sie stammen erkennbar von Dänen oder Deutschen ab, rötliche Haut, helle Haare, Äderchen im Gesicht. Nur die Kräftigsten haben die Auswanderung überlebt, das erkennt man am Phänotyp: Die Unterkiefer sind amerikanisch breit, die Schultern im Durchschnitt stärker als in der Alten Welt. Sie tragen Flanellhemden, und fast jeder wiegt über 100 Kilogramm…“ (S. 38) Tja.

Sex, Drugs and Social Media

Stefanie Sargnagel beschreibt ihren Umgang mit Zigaretten, Alkohol und Internet als Teil ihrer Künstlerinnen-Identität, für mich als Lesende allerdings ist der harmlose Plauderton dem Thema Sucht nicht angemessen:

Ich rauche selbstgedrehte Zigaretten auf der Veranda. Wie gut sich das anfühlt, wie absolut richtig, wie angenehm im Hals, in der Lunge, im Bauch, wie eine Massage von innen, und gleichzeitig weiß man, wie schrecklich es morgen wird, wie schmerzend, wie falsch. Die Fehlprogrammierung des Süchtigen.“ (S. 186)

Und dazu ihre Statements zu Sex und Geschlechtsverkehr:

„Ich masturbiere zweimal hintereinander. Katergeilheit.“ (S. 233)

Wer will das wissen? Unterirdisch.

Oder ticken heute die Dreißig- bis Vierzigjährigen so?

Das Humorvollste an dem Buch sind die „korrigierenden Fußnoten von Christiane Rösinger“.  Am besten wäre es allerdings gewesen, wenn sie Stefanie Sargnagel von einer Veröffentlichung ihres Textes abgeraten hätte. Also, um es kurz zu machen und nicht weiter auf den Schwachstellen dieses Buches herumzureiten: „Iowa“ ist Stefanie Sargnagels sehr persönlicher und subjektiver Ausflug nach Amerika, der meinen Lesegeschmack nicht trifft. Schade!

Stefanie Sargnagel: Iowa – Ein Ausflug nach Amerika.
Rowohlt Buchverlag, Dezember 2023.
304 Seiten, Gebunden, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.