Christian Endres: Die Prinzessinnen: Helden und andere Dämonen

Brauchen Sie Schutz und Hilfe. Sind ihnen vielleicht Gauner, Wegelagerer, Oger oder Kobolde auf der Spur? Dann sind wir ihre Rettung!

Gestatten, dass ich uns vorstelle – wir sind die Prinzessinnen, eine, ach was sage ich, die Schutztruppe schlechthin, die ihnen Ärger vom Hals hält. Dass wir alle von adeliger Herkunft sind, schmälert unsere Kampfkraft beileibe nicht. Nein, zerstückelte Leichen böser Wesen inklusive Untoter und Zauberer säumen unseren Weg. Also zögern sie nicht, schlagen sie zu, engagieren sie uns, ich machen Ihnen auch einen Sonderpreis!

Und wirklich müssen unsere Königstöchter dieses Mal etwas Besonderes, einen ganz außergewöhnlichen Helden unterstützen. Niemand anderes als den legendären Prytos, den unsterblichen Helden des Götterkrieges, einst von einer Göttin gesegnet, gilt es zu begleiten.

Nun könnte man annehmen, dass ein scheinbar unsterblicher Held, dessen Wunden sich in Sekundenschnelle schließen und der den Speer wie kein Anderer zu hantieren weiß, keine Hilfe benötigen würde – wenn, ja wenn da nicht die Tatsache wäre, dass sich der Segen in den vergangenen Jahrhunderten abgenutzt hat, Prytos alt und müde geworden ist und mehr danach trachtet, einen anderen Speer bei dem holden Geschlecht einzusetzen sowie Unmengen an Wein in sich hineinzuschütten – ungeschickt, wenn das Schicksal der Welt von eben diesen Heroen abhängt – aber, da gibt es ja, gesegnet seien sie, die Prinzessinnen, die ihm zu Hilfe eilen …

Vorhang auf zum zweiten von drei Teilen einer Fantasy-Reihe aus deutschen Landen. Christian Endres, Tausendsassa der deutschsprachigen Phantastik – kaum ein Periodikum, in dem man nicht auf seinen Namen stößt – spielt erneut und versiert auf der Klaviatur moderner Fantasy-Versatzstücke. Die emanzipierten Frauen, die dem vermeintlich starken Geschlecht einmal zeigen, was eine Harke ist, Götter, fiese Fremdwesen, jede Menge Kämpfe, ein paar sorgfältig gehütete Geheimnisse – die Mischung, sie stimmt.

Dabei bemüht sich der Verfasser erfolgreich darum, nicht zu sehr dem Trend hinterherzulaufen, eigene Schwerpunkte zu setzen und seine Rezipienten zu überraschen.

Seine Heldinnen offenbaren immer neue Facetten, da geht es ab und an auch unerwartet auch recht tiefschürfend zu. Was munter, fast lustig zu nennen beginnt, das entwickelt in der Folge immer düstere Aspekte. Es geht auch darum, seine Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren – was uns allen bekanntermaßen schwerfällt – der nächsten Generation Platz zu machen und sich nicht an alten Pfründen festzuklammern.

Auch unsere Protagonistinnen sind beileibe keine Superheldinnen. Sie haben ihre Probleme mit sich selbst, ihren Gefährtinnen und den Kunden und auch die Gefühlswelt meldet sich ab und an. Dass Endres dabei ein paar Mal ein Märchen-Motiv inkludiert hat, sei angemerkt, lockert den Plot weiter auf, auch wenn der Glasschuh vorliegend doch mit dem Rest des dazu gehörenden Fuße aus dem Buch eines Wolfes befreit werden muss.

Insgesamt ein gelungener zweiter Band, der auch ohne Kenntnis des Auftakts goutiert werden kann, der temporeich und augenzwinkernd unterhält und ein klein wenig Tiefgang mit einfließen lässt.

Christian Endres: Die Prinzessinnen: Helden und andere Dämonen
Cross Cult Verlag, November 2023
488 Seiten, Taschenbuch, 18,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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