Die Haushälterin von Agatha Christie ermittelt wieder.
Ich habe ein Faible entwickelt für Kriminalromane, die zu einer Zeit spielen, als die Ermittler:innen noch nicht ständig an ihrem Mobiltelefon hingen, ganz einfach, weil es diese zu ihrer Zeit noch nicht gab. Daher habe ich auch schon den Vorgängerband „Die Dreitagemordgesellschaft“ mit großem Vergnügen gelesen.
Was auch vor allem an dem liebenswerten Personal lag, das die Autorin in ihrem Roman erschafft. Allen voran natürlich die Hauptfigur, Phyllida Bright, ihres Zeichens Haushälterin bei der berühmten Agatha Christie. Doch sie ist viel mehr, denn die beiden Frauen sind eng befreundet, was aber außer Agathas Ehemann Max im Haushalt niemandem bekannt ist.
Was dazu führt, dass insbesondere der Butler Mr. Dobble sich immer wieder über Phyllidas für eine Haushälterin unpassendes Benehmen und ihre unpassende Kleidung erregt. Doch diesmal ist er einigermaßen dankbar für ihre Initiative, denn ist es doch sein Freund, der unter Mordverdacht gerät.
Ermordet wurde ein Pfarrer der Gemeinde. Der Mord geschah während des Treffens des Detection Clubs, welcher die berühmtesten Kriminalschriftsteller des Landes zu seinen Mitgliedern zählt. Der Anlass ist ein „Mordfestival“, während dessen Verlauf die beste Kurzgeschichte der Autoren des Listleigher Mordclubs gekürt werden soll.
Aber dazu kommt es nicht wegen des erwähnten Todesfalls. Es hat den Anschein, dass der Verblichene gar nicht das vorgesehene Opfer war, sondern der Giftanschlag einer anderen Person galt. Phyllida beginnt zu ermitteln, sehr zum Ärger des Inspectors, der sich ihrer aber weder erwehren noch ohne sie am Ende die Tat aufklären kann.
So unterhaltsam der erste Band war, so viel Spaß hat man einerseits auch an diesem Kriminalfall. Vor allem, weil die Figuren herrlich dargestellt sind in ihrer typisch englischen Verschrobenheit. Und weil der Fall wunderbar verzwickt und damit einer Agatha Christie durchaus würdig ist. Andererseits aber gibt es viele endlose Dialoge, die die Handlung wenig voranbringen, sodass diese sich an manchen Stellen etwas zäh dahinzieht. Eine Straffung, eine Kürzung mancher Szene wäre hier der Spannung und damit dem Lesespaß zuträglich gewesen.
Dennoch hoffe ich auf eine Fortsetzung der Reihe, denn Phyllida Bright wächst beim Lesen ans Herz. Und sie hat immer noch ihr Geheimnis, das man ja nun doch gerne endlich einmal erfahren würde.
Colleen Cambridge – Der Cocktail Mörder Club
aus dem Englischen von Angela Koonen
Lübbe, Oktober 2023
Gebundene Ausgabe, 381 Seiten, 18,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.