Molli Morgan: Vom Glück, auf Bäume zu flattern

Ein Huhn erzählt von der Freiheit – absurd und interessant zugleich

Bücher, in denen Tiere die Protagonisten und manchmal auch die Erzähler sind, gibt es viele. So wie der kürzlich rezensierte Roman „Frankie“, in dem die Umsetzung nicht so wirklich gelungen war. Ähnliche Probleme hatte auch die Autorin des vorliegenden Romans, die unter dem Pseudonym besagter Henne das Buch veröffentlicht.

Molli ist in einer Legebatterie aufgewachsen, kennt kein Gras und keine frische Luft. Sie hatte nie Gelegenheit, ihre Mutter kennenzulernen und ihre einzige „Freundin“ unter den anderen Hennen liegt eines Tages tot in der Legebox. Die anderen Hühner im Stall picken und hacken nach Molli, der es dann aber mit Geschick und dank eines Zufalls gelingt, aus der Legebatterie zu entkommen.

Sie landet bei Bauer Otterpohl, der sich einige Hühner hält. Diese reagieren ganz unterschiedlich auf Mollis Erscheinen, lassen sie nicht in den eigenen Hühnerstall, weshalb sie auf einen Baum flattert und sich dort häuslich einrichtet.

Als schließlich noch ein Hahn zur Gruppe dazukommt und von Molli den Namen Roland Kaiser erhält, wird die Hühnerschar noch aufgeregter. Molli und ihre neue Freundin Betty gehen schon mal spazieren, sie fliehen vor dem Habicht oder verteidigen sich gegen die Katze. Dann beschließen sie, dass sie ihre Eier gerne ausbrüten möchten und da schlägt dann die Stunde des Hahns.

All das ist wie gesagt aus der Perspektive Mollis erzählt, in Ich-Form. Dabei steht Molli oft vor Unbekanntem, vor Herausforderungen, sie kennt viele Dinge, viele Worte oder Lebewesen nicht, da es diese in der Legebatterie nicht gab.

Hier setzt meine Kritik an, denn die Autorin, die in Vietnam geborene und in Deutschland aufgewachsene Que Du Luu, schafft es nicht, das Lernen und Begreifen des Huhns logisch zu erzählen. Immer wieder verwendet Molli Begriffe, die sie nicht kennt, um dann in Klammern hinzuzufügen, dass sie dies später erklärt bekam. Das ist absurd und macht die absurde Geschichte noch unrealistischer. Vollends absurd wird es, wenn der Hahn sich mit Computern auskennt und Molli beginnt, ihre Geschichte zu tippen.

Bitte, immer gerne Geschichten aus Sicht von Tieren, aber dann logisch und schlüssig aufgebaut ohne solche Schnitzer, die die Lesefreude stören.

Ansonsten ist der Roman interessant, denn der Blickwinkel eines Huhns auf das menschliche Leben und auf das Hühnerleben, den teilt man nicht alle Tage. Besonders gut gefallen haben mir vor allem die plastischen und treffenden Charakterzeichnungen der Hühner. Man konnte sie direkt vor sich sehen in ihren Manieriertheiten und so wunderbar menschlichen Marotten.

Molli Morgan – Vom Glück, auf Bäume zu flattern
dtv, Juli 2023
Taschenbuch, 368 Seiten,  11,95 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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