Milena Moser: Das schöne Leben der Toten. Vom unbeschwerten Umgang mit dem Ende

Der Día de los Muertos, der Tag der Toten wird in Mexiko als ein Tag der Freude gefeiert. Die gesamte Familie kommt zusammen und vor allem die Verstorbenen sind Gäste.

Die Schweizer Schriftstellerin Milena Moser gibt Einblicke in diese mexikanische Festtradition. Im Jahr 2015 ist Milena Moser nach Santa Fe/New Mexico emigriert. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Künstler Victor-Mario Zaballa, hat sie dieses Buch entwickelt. Zaballa ist gebürtiger Mexikaner; durch ihn lernt Milena Moser die mexikanische Kultur und den traditionellen  Umgang mit dem Tod kennen. Zaballa ist selbst schwer krank, dennoch sieht er dem Tod ohne Angst entgegen. Seit über zwanzig Jahren baut er für den Día de los Muertos kunstvolle öffentliche Altäre.

Die Schwere des Todes löst sich in Zaballas Heimat in Freude und  Leichtigkeit auf. Die Trauer wird nicht als als Trauer um die Verstorbenen betrachtet sondern als Trauer um die eigene Person empfunden, die einen geliebten Menschen verloren hat. Ganz anders als bei uns wird der Tod dort als erstrebenswertes Ziel angesehen und so kann man den Tod eben auch feiern. Die Toten, so glaubt man, erleben eine weitaus bessere Zeit als zuvor im Leben. Man lebt mit dem Tod, niemand negiert ihn, denn der Tod bedeutet in Mexiko nicht das Ende, das Austreten aus einer Realität, vielmehr wird der Tod als neuer Anfang gesehen. Dabei bleiben Tod und Leben untrennbar miteinander verbunden, denn alle Mexikaner freuen sich auf den Día de los Muertos. Bei dieser Feier sind die Verstorbenen stets mitten unter den Lebenden. Es ist ein Fest in bunten Farben mit Geschenken, gutem Essen und Getränken. Ende Oktober wird Totenbrot gebacken, Süße Brötchen mit gekreuzten Knochen schmücken zusammen mit anderen Lebensmitteln die wunderbare hergerichteten Altäre.

Dass diese Tradition nur für das mexikanische Volk Sinn macht, wie Victor es immer wieder betont, möchte Milena Moser nicht ebenso sehen, denn je länger sie sich damit beschäftigt, desto mehr fühlt auch sie sich zu dieser Tradition hingezogen.

Mit dem schönen Leben der Toten zeigt sie den LeserInnen aus der Perspektive einer anderen Kultur einen befreiten Blick auf ein ernstes Thema.

Milena Moser: Das schöne Leben der Toten: Vom unbeschwerten Umgang mit dem Ende.
Kein & Aber, Oktober 2019.
172 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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