Mathijs Deen scheint sein neues Genre gefunden zu haben! Ein Jahr nach der Veröffentlichung seines ersten Krimis „Der Holländer“ schickt er nun seinen Ermittler Liewe Cupido in eine weitere Mordermittlung. Literarisch gekonnt, atmosphärisch intensiv und mit einer Prise trockenem Humor bringt Mathijs Deen seinen kauzigen Kriminalbeamten auf die Nordseeinsel Föhr.
Mathijs Deen, 1962 in Hengelo geboren, studierte Niederländisch in Groningen und arbeitete danach als Journalist bei Radio Noord. Er veröffentlichte Sammlungen seiner Radiokolumnen, Kurzgeschichten und Romane.
Liewe Cupido, Kommissar bei der Bundespolizei See, taucht in die abenteuerliche Szene der Schatzsucher und Wracktaucher ein.
Eigentlich wollte der Kapitän der Freyja, ein niederländisches Bergungsschiff, einen über Bord gegangenen Container sicherstellen. Bei der Suche in der deutschen Bucht stößt die Freyja überraschend auf ein seit 1950 verschollenes Wrack. Die versunkene Ladung treibt einem Bergungsunternehmer den Glanz in die Augen: Kupfer im Wert von einer Million Euro! Doch leider ist das begehrte Edelmetall nicht die einzige Ladung im Rumpf des Frachters „Hanne“ bei der Amrumbank. Ein toter Taucher ist mit Handschellen an das Wrack gekettet. Das Perfide ist, dass die Schlüssel der Handschellen in Sichtweite des toten Tauchers platziert sind. Das Opfer wird als fünfzigjähriger Mann aus Wilhelmshaven identifiziert. Wer hat den Taucher ermordet?
Eine Metaebene eingeflochten
Kommissar Liewe Cupido, gebürtiger Deutscher, aber auf Texel aufgewachsen und darum „Der Holländer“ genannt, nimmt die Ermittlungen auf. Seine Recherchen führen ihn auf die Inseln Föhr und Terschelling. In Wilhelmshaven wird er mit einem Familiendrama konfrontiert. Ein spannender Plot, der weit über die üblichen Motive von Habgier hinausgeht. Eine Handlung, in die Mathijs Deen eine Metaebene eingeflochten hat. Denn je näher Liewe Cupido dem Mörder kommt, desto mehr wird er in einen Fall verwickelt, in dem Väter und Söhne versuchen, einander zu beschützen und dabei bis zum Äußersten gehen. So geht der Autor der Frage nach: Was würde ein Vater für seinen Sohn tun, oder ein Sohn für seinen Vater?
Ich halte den zweiten Krimi des Autors für gelungen. Die Schauplätze des Plots sind gut gewählt und sorgfältig recherchiert. Seine Charaktere kommen authentisch daher. Auch wenn sein Ermittler Liewe Cupido nicht unbedingt teamfähig wirkt. Die Sprache, der sich der Autor bedient, ist leicht verständlich. Auch die maritimen Begriffe und Redewendungen sind verständlich. Bei manchen englischen Zitaten musste ich nachschlagen, um sie richtig deuten zu können. Die detaillierte Einteilung des Plots in Kapitel war hilfreich. Ebenso die Auseinandersetzung mit der Themenfrage (Vater-Sohn Beziehungen) zieht sich psychologisch tiefgründig durch den ganzen Plot. Dass Liewe Cupido persönlich involviert ist, macht den Krimi interessanter. Und dies, obwohl der Autor es so manche bedrückende und traurige Momente in seine Geschichte eingebaut hat, die den Lesenden nachdenklich stimmen können.
Ich persönlich mag ruhige, tiefgründige und spannende Krimiliteratur mit lokalem Bezug. Darum auch dieses Mal meine volle Leseempfehlung!
Mathijs Deen: Der Taucher.
Aus dem Niederländischen übersetzt von Andreas Ecke.
mare, Februar 2023.
320 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.