Robert Jackson Bennett: Die Götter: Der Schlüssel der Magie 03

Willkommen zurück in einer der eigenständigsten Magieschöpfungen der modernen Fantasy: Robert Jackson Bennett: Die Götter: Der Schlüssel der Magie 03. Rekapitulieren wir kurz, was bislang geschah. Die Diebin Sancia hat eine skribierte Platte im Kopf, mit der sie Gegenstände hören und Geheimnisse erkennen kann. Als sie ein uraltes hierophantisches Artefakt stiehlt, beginnt sich die Welt zu verändern.

Clef, so der Name des entwendeten Schlüssels, ist in der Lage alle Türen zu öffnen, alle skribierten Befehle aufzuheben und Fallen zu entschärfen. Besser noch, Clef kann sich mit Sancia telepathisch unterhalten. Zusammen, natürlich unterstützt von guten Freunden, haben sie die Machtstrukturen ihrer Heimatstadt aufgebrochen, ein neues Handelshaus gegründet und einen Krieg geführt. Dabei sind auf den ersten Hierophanten, Craesedes Magnus, gestoßen und haben diesen wieder zum Leben erweckt. Im Verlauf der Auseinandersetzung zogen sie Tevanne, eine Göttin in die Realität, die einmal erwacht daran geht, sich die Welt untertan zu machen, um diese neu zu erschaffen.

Vorliegender Abschlussband setzt ein paar Jahre nach dem Mittelband der Trilogie an.

Tevanne hat Craesedes gefangen genommen und foltert diesen, um die Information, wie sie die Schöpfung selbst aufheben und neu starten kann, zu erhalten. Währenddessen greifen ihre Truppen, die alle von der Göttin geistig versklavt wurden, die letzten Reste der freien Menschen an. Um die Aufhebung der Schöpfung selbst zu verhindern, ist es einmal mehr ans Sancia und Clef, die Auseinandersetzung mit weit überlegenen Mächten zu suchen …

Einer der interessantesten neuen Autoren

Robert Jackson Bennett gehört zu den interessantesten neuen Autoren des Genres. Seine bei Lübbe erschienene Trilogie um die „Göttlichen Städte“ hat bereits bewiesen, dass er wunderbar eigenständig mit typischen Fantasy Schemata jonglieren und diesen gänzlich unerwartete, neue Seiten abgewinnen kann.

Mit den Bänden um die „Schlüssel der Magie“ hat er zum einen eine ganz eigene, so nie zuvor gelesene Magie geschaffen und diese mit einer sehr komplexen Welt verbunden. Man gebe dazu dann noch interessante, weil vielschichtige, sich entwickelnde Charaktere, fertig ist der Bestseller.

Vorliegender Abschlussband setzt mit einer größeren zeitlichen Zäsur an. Es wäre hilfreich gewesen, die Geschehnisse der ersten beiden Bände zumindest kurz zu skizzieren, um den Leserinnen und Lesern den Einstieg leichter zu machen.

Stattdessen finden wir uns gleich zu Beginn mitten in einer verlustreichen Schlacht wieder.

Eine schwimmende Nation

Mehr noch, daran anschließend wird uns eine schwimmende Nation von geistig miteinander verbundenen Menschen vorgestellt, erhält Clef einen (künstlichen) Körper, um so aktiver ins Geschehen eingreifen zu können und wir müssen zunächst mühsam, dann immer faszinierter den vielen Offenbarungen hinterherhetzen. Die technischen Fortschritte insbesondere im Bereich der Skribierung sind enorm, schufen eine ganz neue Lebensart, ja Lebensform.

Erst nach und nach wird dann das Bild rund um Tevanne und Craesedes deutlicher, entwickelt die Handlung den aus den ersten Teilen bekannten Sog.

Bis dahin nutzt Bennett den Platz dafür, uns wichtige Themen nahezubringen. Es geht hier insbesondere um Traumata, Trauer, Verlust und Verantwortung – schwierige Themen sowohl für die oftmals fehlerbehafteten Figuren, die sich mit diesen beschäftigen, als auch den Lesenden. Und es geht darum aufzuzeigen, wie Technologie das Leben der Menschen verändern kann, wie neue Technologie die Denkweise, das Zusammenleben und Interagieren zu revolutionieren vermag. Man braucht also ein klein wenig Sitzfleisch, bis man wieder in der Handlung drin ist, bis selbige wirklich Fahrt aufnimmt hin zu der Auseinandersetzung mit der Göttin.

Nicht von Beginn an packend

Insofern packt uns der Text, anders als die ersten zwei Teile, nicht gleich von Beginn an. Es gilt sich zunächst auch mit den neuen Errungenschaften auf beiden Seiten vertraut zu machen, zu staunen, ob der Einfälle, der Erfindungen und Entwicklungen, die uns Bennett kredenzt. Dann aber geht es mit voller Kraft hinein in die große, finale Auseinandersetzung.

Robert Jackson Bennett: Die Götter – Der Schlüssel der Magie 03.
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ruggero Leò.
Blanvalet, Januar 2023.
635 Seiten, Paperback,15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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