Georg Werners Großvater war Eisenbahner in der deutschen Kolonie Togo. Georg, der sich für die Lebensgeschichte seines Großvaters bisher nicht interessiert hat, findet auf dem Dachboden seiner Eltern einen unheimlichen Nagelfetisch, der in seinem Brustkasten wie in einem Reliquienschrein merkwürdige Überreste enthält. Er bewahrt den Fetisch von nun an zuhause auf, gegen den Willen seiner Frau Petra.
Georg plagen, seitdem er diesen unheimlichen Fund gemacht hat, Albträume, er hat Erscheinungen und sein Alltag gerät völlig aus den Fugen. Schließlich reist er überstürzt nach Afrika ab, scheinbar gesteuert von einer fremden Macht.
Leider ist diese Vorgeschichte etwas hölzern erzählt, doch dann nimmt der Roman an Fahrt auf; Georg wird in Afrika von einer seltsamen Frau abgefangen und in einem herunter gekommenen Hotel untergebracht. Sein Körper dient von nun an dem Geist des Hunons Papa Agazo und der Leser ist plötzlich mitten drin in der mystischen Welt des Voodoo mitten im Afrika der achtziger Jahre.
Georgs Ehefrau reist ihm hinterher und auch sie wird zum Spielball unterschiedlicher Personen, eines Priesters zum Beispiel, und es scheint aussichtslos, dass sie ihren Mann finden und retten wird.
Marcel Bauer ist Experte in Sachen Voodoo, hat Westafrika mehrfach bereist und erzählt absolut packend, wie Georg und Petra in den Sog der Ereignisse hineingezogen werden, von der Angst des afrikanischen Despoten vor der Wiederkehr Papa Agazos in Georgs Gestalt, und ihm gelingt zum Ende des Romans ein wunderbar klassisches Horror-Geschichten-Ende.
Regelmäßig merkt der Leser allerdings, dass Bauer sich als Sach-Autor schwer zwischen Informationsvermittlung und Spannungsroman entscheiden kann, oft werden leicht verständliche Begriffe, deren Bedeutung sich im Textfluss erschließen, in Anführungszeichen gesetzt, da hätte er dem Leser etwas mehr Neugier und Auffassungsgabe zutrauen können. (Zumal dem Roman ein Glossar angehängt ist.)
Wichtige Informationen über die Geschichte Afrikas, die Voodoo-Religion und die politischen Verhältnisse im modernen Afrika packt er wiederum meist geschickt in Dialoge zwischen so unterschiedlichen Figuren und Persönlichkeiten, dass es die Handlung bereichert.
Fazit: Spannend, vielschichtig, das Lesen lohnt sich!
Marcel Bauer: Shango: Im Bann des Voodoo.
Grenz-Echo Verlag, August 2016.
320 Seiten, Taschenbuch, 19,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.
Spannendes Thema nur schade dass es ein Plagiat ist von Henning Christophs Filmdrehbuch „SHANGO“. In allen unverkauften Exemplare liegt jetzt ein Beiblatt: “ Der Roman wurde geschrieben nach einer Idee und Handlung von Henning Christophs Drehbuch „Shango“. Der Titel, die Handlung und die meisten Protagonisten stammen aus Christophs langen Erfahrungsschatz im Voodoo-Gebiet von Afrika.“