Lorrie Moores neuer Kurzgeschichtenband bietet mit seinen acht Erzählungen genau das, was gute Short Stories ausmacht: Viel Platz zwischen den Zeilen, in denen der Leser eigene Gedanken weiterentwickelt.
So lesen wir in der ersten Story von einem Mann, der seinen Ehering nicht abstreifen kann, weil dieser seinen Finger wie ein Fett abschnürender Gürtel umschließt – und dies, obwohl er bereits ein halbes Jahr von seiner Frau geschieden ist.
Oder wir lesen von einer Mutter, die ihren neuen Verehrer immer wieder brüskiert, indem sie ihrem pubertierenden Sohn übermäßige Zuwendung zukommen lässt.
Die Titelgeschichte „Danke dass ich kommen durfte“ wiederum ist ein Schriftzug auf dem Shirt eines Mannes, der zur Hochzeit seiner Exfrau Musik macht.
Lorrie Moore zeichnet ihre Figuren pointiert und aus dem Rahmen fallend. Die Beziehungskonstellationen und Konflikte muten oft so skurril an, dass man laut darüber lachen könnte, wenn die Hintergründe nicht so tieftraurig wären.
Lorrie Moore: Danke, dass ich kommen durfte.
Berlin Verlag, Mai 2015.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.