Malories Welt ist nicht mehr das, was sie einst war. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie überraschend schwanger ist. Nein, in den Nachrichten häufen sich Schreckensmeldungen über Selbstmörder, die scheinbar etwas gesehen haben müssen, bevor sie sich im Wahnsinn umgebracht haben. Als auch ihre Schwester dem Mysterium zum Opfer fällt, beschließt Malorie, mit geschlossenen Augen einen Zufluchtsort aufzusuchen, der Sicherheit verspricht und es ihr ermöglichen soll, ihr Kind auf die Welt zu bringen.
Josh Malermans Roman ist grandios, man kann es kaum anders ausdrücken. Dabei steht ihm gar nicht viel zur Verfügung. Eher minimalistisch ist die Szenerie angelegt. Es gibt die allumfassende Dunkelheit hinter den Augenbinden, durch die die wenigen Überlebenden sich schützen. Man lernt Malorie zu Beginn des Romans als junge Mutter von zwei vierjährigen Kindern kennen, die sie seit Säuglingstagen an auf die seltsame Welt vorbereitet. Die beiden Kleinen hören besser als sie selbst, haben noch nie die Sonne gesehen und schaffen es, aufzuwachen, ohne ihre Augen zu öffnen.
Von der ersten Seite an ist man von diesem Roman gefesselt! Die beschriebenen Ereignisse bedrücken und nehmen einem den Atem. Aufs Wenigste begrenzt ist auch Malermans Schreibstil. Mit nur wenigen Worten schafft er es oft, atemberaubende Szenen voller Dunkelheit und Horror heraufzubeschwören. Natürlich spielt er auch mit der (Schreckens-)Fantasie seiner Leserinnen und Leser, wenn er einen Großteil des Romans im Dunkeln stattfinden lässt. Wer würde sich nicht vor ständiger Dunkelheit und undefinierbaren Geräuschen fürchten? Und so liest man sich durch die gut 300 Seiten atemlos. Ja, man möchte den Roman eigentlich nicht aus den Händen legen und unbedingt wissen, wie er ausgeht. Das Ende ist wohl ernüchternd, trübt aber keineswegs den absolut tollen Gesamteindruck.
Superspannendes Lesevergnügen für all jene, die die Dunkelheit fürchten und die sich mal wieder nach einem richtigen guten Horrorroman sehnen, der mit dem geringsten an Stoff auskommt.
Josh Malerman: Bird Box – Schließe deine Augen.
Penhaligon, März 2015.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.