Zu Beginn der Sommerferien in NRW versorgt der Verlag Kiepenheuer und Witsch seine Leserschaft mit neuer Urlaubslektüre. Genau ein Jahr nach „Bretonische Nächte“ erscheint „Bretonischer Ruhm“ von Jean-Luc Bannalec. Kaum zu glauben: Seit über zehn Jahren lässt Bannalec seinen Kommissar Georges Dupin in der Bretagne ermitteln. Dabei gelingt dem Autor in jedem seiner Fälle ein jeweils eigener und spezieller Fokus auf Themen der vielfältigen bretonischen Landschaft. So führt uns Kommissar Dupins zwölfter Fall hart an die bretonische Grenze ins Loiretal. Der Lesende taucht ein in die Welt der Winzer und der Weine an den Ufern des Lac de Grand-Lieu, den größten See der Bretagne.
Und dann überrascht der Autor die Lesenden mit einer Meldung, die endlich Klarheit in den Beziehungsstatus von Dupin und Claire bringt.
Die beiden verbringen ihre Flitterwochen an der Loire. Sie reisen von Weingut zu Weingut im Pays de Retz und genießen die Kulinarik des Lebens in gewohnter Weise. Doch mitten in diese „Hochzeit“ des Paares bricht der berufliche Alltag des Kommissars hinein. Ein bekannter Winzer wird ermordet. Es handelt sich um den Ex-Mann einer Freundin von Claire. Diese Freundin bittet Dupin um Unterstützung. Als dieser seine Ermittlungen aufnimmt, regt sich sein professioneller Instinkt: Ist Claires Freundin am Ende vielleicht selbst in die Sache verwickelt?
Bannalec definiert seinen „bretonischen Superlativ“ neu und entwickelt ihn zur rhetorischen Normalität. Vielleicht hier und da etwas überzogen. Die ersten 30 Seiten des Plots lesen sich wie ein Skript zu einem önologischen Seminar mit dem Thema: „Die Weine der Loire“.
Ungewohnt ist die dominante Ermittlerinnenrolle, die der Autor Dupins Ehefrau Claire zugewiesen hat. Dupin scheint nicht mehr Herr seiner Ermittlungen (von seiner rechten Hand Nolwenn einmal abgesehen) zu sein.
In gewohnter Weise sorgen Schreibstil und die ausdrucksstark beschreibende Sprache Bannalecs für ein sommerliches Lesevergnügen. Auch weil der gut strukturierte Plot wieder einmal ordentlich verzwickt ist. Der Lesende rätselt bis zum Schluss wer es nun war.
Es ist wohl dem Ort der Geschichte außerhalb des Zuständigkeitsbereichs des Kommissars geschuldet, dass Dupins Team zunächst lange Zeit im Hintergrund agiert. Rival, Kadeg und Nolwenn bekommen zunächst eine Rolle als „Tierdompteure“.
Sie sollen verhindern, dass Spechte den hölzernen Dachstuhl von Dupins Haus binnen kürzester Zeit zerlegen. Eine humorvolle slapstickartige Einlage des Autors!
Fazit: Ich kann diesen zwölften Fall von Georges Dupin besonders Liebhabern der französischen Küche und ihrer Weine empfehlen. Seine begeisterten Landschaftsbeschreibungen bereichern das sinnliche Lesevergnügen weit über den kriminalistischen Aspekt hinaus. Allen Nicht-Gourmets (mir persönlich sind Loire-Weine oftmals zu trocken!) bleibt ein spannender Fall, in dessen Verlauf zwei Morde und einige sekundäre Straftatbestände aufgeklärt werden müssen. Darum meine volle Leseempfehlung!
Jean-Luc Bannalec: Bretonischer Ruhm
Kiepenheuer & Witsch, Juni 2023
356 Seiten, Hardcover, 18,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.
Hallöchen, ich bin schon lange auf der Suche nach ähnlichen Büchern wie die dupin/bannalec Bücher. Habt ihr da einen Tipp? Ich liebe es wie er das Essen und die Landschaft beschreibt. Gibt es jemanden der ähnlich schreibt? Viele grüße, Katrin