170 luftig bedruckte Seiten genügen dem französischen Autor Jean-Christophe Rufin, um einen beeindruckenden Roman gegen den Krieg vorzulegen.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wird ein Offizier zu einem Gefangenen geschickt, der den Tapferkeitsorden, der ihm kurz vorher verliehen worden war, seinem Hund angesteckt hat. Das werten die Verleihenden natürlich als Vaterlandsbeleigung und nehmen den Mann fest.
Der kriegsmüde Offizier ist Militärrichter und soll entscheiden, welche Strafe der Gefangene erhält. Doch dem Richter ist nicht nach Bestrazumute. Er denkt an seinen Abschied vom Militär und baut dem Gefangenen goldene Brücken, die der aber allesamt ablehnt. Offenbar sehnt der seine Verurteilung geradezu herbei.
Es soll hier nicht verraten werden, was genau der Hund getan hat, dass sein Herrchen ihm dafür eine Tapferkeitsmedaille überreicht. Aber die Tat, die auch im Buch erst gegen Ende offenbart wird, zeigt auf beeindruckende und originelle Weise, wie unmenschlich Kriege sind. Insofern ist „Das rote Halsband“ ein geradezu philosophischer Roman.
Stilistisch bewegt sich der Text des 1952 geborenen Autors auf hohem Niveau. Kein Wort ist zuviel und man hat andersherum niemals den Eindruck, das etwas fehlen würde. Die Geschichte beruht auf einer Anekdote, die Rufin über den Krieg gehört hat.
Sympathisch ist auch, dass der Gefangene keinesfalls als eine Art Held dargestellt wird. Er behandelt nicht nur seinen Hund schlecht, der ihm treu und ergeben überallhin folgt, sondern auch seine Frau, die samt gemeinsamem Kind auf ihn wartet.
Zur Qualität dieses schmalen Bändchens tragen auch die farbigen Illustrationen von Carla Nagel bei.
Jean-Christophe Rufin hat mehrere teilweise mit literarischen Preisen ausgezeichnete Romane und Essaybände veröffentlicht. Selbst Arzt, war er war eine Zeit lang Vizepräsident der französischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Im Jahre 2005 wurde er Präsident der Menschenrechts-Gesellschaft Action Contre la Faim.
Jean-Christophe Rufin: Das rote Halsband.
Bertelsmann, November 2014.
176 Seiten, Gebundene Ausgabe, 12 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.