Jane Shemilt: Am Anfang war die Schuld

janeVom einen auf den anderen Tag verändert sich das Leben von Jennys Familie grundsätzlich. Gerade noch hat sie ihre 15-jährige Tochter Naomi zu einer Theaterprobe verabschiedet, dann verschwindet das Mädchen spurlos. Sie soll in Begleitung eines fremden Mannes gewesen sein! Dass Jenny nicht lachen muss. Ihre Naomi und ein Mann! Unruhe erfasst die Familie, die darüber hinaus noch aus ihren Zwillingssöhnen Ed und Theo und ihrem Mann Ted besteht. Naomi ist auch nach Tagen nicht wieder aufgetaucht, die Polizei ermittelt und Jenny kommt es immer mehr so vor, als habe sie mit einer Fremden ihre Wohnung geteilt. Einer Fremden, die ihre eigene Tochter war.

Die Handlung des Romans entwickelt sich auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Man erfährt etwas von der Familie vor und während Naomis Verschwinden und ein Jahr danach. Auf welcher Ebene man sich als Leser oder Leserin gerade befindet, wird immer durch die Kapitelüberschrift klar, so dass man die Orientierung nicht verlieren kann. „Am Anfang war die Schuld“ setzt sich intensiv mit der Frage nach Schuld auseinander. Hat Jenny, die vielbeschäftigte Ärztin mit den selbstständigen Kindern etwas falsch gemacht? Oder war es ihr Mann, der eigentlich nie für die Familie da war? Und wenn sie es nicht waren, wer dann? Verzweifelt wälzt sie auch ein Jahr später, nachdem die Familie zusammengebrochen ist, noch diese Frage in ihrem Kopf. Der Autorin gelingt es, tief in die Thematik einzusteigen, denn der vorgestellte Vorfall ist für die Familie ein sehr einschneidendes Erlebnis, das schnell das Wesentliche zu Tage befördert. Alle müssen mit dem Schlimmsten rechnen, Naomi könnte tot sein, einem Gewalt- oder gar Sexualverbrechen zum Opfer gefallen sein. Und sie war eine Fremde im Haushalt ihrer Eltern, denn immer mehr befördert die polizeiliche Ermittlung zutage, immer mehr, dass Jenny an sich und ihrer Erziehung zweifeln lässt.

Ein gelungener, wenn auch nicht überragender Roman über Schuld und Familie.

Jane Shemilt: Am Anfang war die Schuld.
Blanvalet, April 2015.
448 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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