Ferdinand von Schirach: Die Würde ist antastbar

ferdAlle 13 in diesem Band zusammengefassten Essays hat Ferdinand von Schirach in den Jahren zwischen 2010 bis 2013 für das Magazin Spiegel verfasst. Sein fachmännischer Blick hinter die Kulissen und seine daraus resultierenden juristisch ausgeprägten Ausführungen verdeutlichen die Schwierigkeiten der Rechtssprechung unter Wahrung demokratischer Grundrechte:

Kann man menschliche Existenz in einer Wertigkeit messen? – Wessen Leben ist mehr wert: Das eines Opfers oder das eines Verbrechers?
Sollte man Kinderschändern die Chance zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft ermöglichen?
Darf man im Fall eines Terroranschlags die Insassen eines Flugzeugs opfern, um eine größere Anzahl weiterer Menschenleben zu retten?
Darf man Strafgefangene, von denen weiterhin Gefahren ausgehen können, nach Verbüßung ihrer gesetzlich auferlegten Strafe weiterhin ihrer Freiheit berauben?
Durfte Bundeskanzlerin Merkel nach dem Tod von Osama Bin Laden sich öffentlich dazu bekennen, hierüber froh zu sein?

In einem weiteren Essay schildert von Schirach verschiedene juristische Urteile, so zum Beispiel das des Kindesentführers Magnus Gäfgen, der den Jungen Jakob von Metzler getötet hat.
In einem anderen Kapitel beleuchtet er den Kachelmann-Prozess.

Auch Persönliches kommt nicht zu kurz. So erfahren wir gleich zu Anfang von der distanzierten Beziehung des Kindes Ferdinand von Schirach zu seinem Großvater Baldur von Schirach, dem einstigen Reichsjugendführer unter dem Naziregime, zu dem der junge Ferdinand nach dessen zwanzigjähriger Inhaftierung nie einen Zugang gefunden hatte.
Vor allem die Schilderungen von Schirachs, in denen er von seinen prägenden Jahren im Jesuiteninternat St. Blasien erzählt, sind interessant dargelegt.

Lesenswert!

Ferdinand von Schirach: Die Würde ist antastbar.
Piper, August 2014.
144 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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