Ewald Arenz: Der Duft von Schokolade

Pralinésoldat verliebt sich in geheimnisvolle Frau – eine Geschichte wie Karamell

Es geht vor allem um Düfte in diesem Roman aus dem Wien der Kaiserzeit, so dass er, wenn auch gänzlich anders, doch ein wenig an das berühmte „Parfüm“ von Patrick Süßkind erinnert.

Dabei sind die beiden Bücher überhaupt nicht zu vergleichen, es sei denn aufgrund der beiden Geschichten innewohnenden Mystik um Gerüche und Düfte und das, was sie in bestimmten Menschen auslösen.

August Liebeskind, ein junger Mann aus gutem Hause, quittiert den Dienst, um demnächst in der Schokoladenfabrik seines Onkels als Einkäufer zu arbeiten. Im beschaulichen Sommer vor Arbeitsbeginn begegnet er ElenaPalffy, einer mysteriösen, selbstbewussten Frau, die so ganz anders ist als die Frauen, die August bisher kannte. Er verliebt sich Hals über Kopf in sie, obwohl sie verheiratet ist. Doch ihr Mann ist verschwunden, wird für tot gehalten, sie scheint in seinem Tod verwickelt, nichts ist klar, alles ist dubios.

Elena hält ihn mal auf Distanz, mal scheint sie seine Gefühle zu erwidern. August ist wie vernarrt, doch eines Tages ist sie plötzlich verschwunden. Gerade, als ihr Ungemach droht wegen des vermutlichen Todes ihres Mannes, der ihr zur Last gelegt werden soll.

August ist sehr empfänglich für Düfte, insbesondere alle Gerüche von Gewürzen, Schokoladen und Konfekt. Bestimmte Düfte wecken ihn ihm Ahnungen, Vorahnungen von baldigem Geschehen ebenso wie Kenntnis von Vergangenheit. Auch ist August ein begnadeter Konfektmacher und findet darin sein Glück. Bis Elena wieder auftaucht…

Der Stil des Romans passt perfekt zur erzählten Zeit, gemächlich, mit ein wenig Wiener Schmäh, mit viel Atmosphäre plätschert er ruhig und unaufgeregt dahin. So entwickelt sich keine Spannung, wohl aber bekommt man viele Bilder geliefert, vom Wien der damaligen Zeit, von der Schokoladen- und Konfektherstellung, von Düften und Gerüchen. Dadurch wird der Roman zäh und klebrig wie Karamell. Ich habe mir oft mehr Tempo gewünscht, hätte gern mehr Handlung und weniger Beschreibung und Erzählen gefunden. So angenehm der Schreibstil von Ewald Arenz auch ist, so sehr geht er zu Lasten des Plots, des Tempos und des Spannungsbogens. Und leider wurde ich auch mit den beiden Hauptfiguren nicht warm. August war mir zu unbedarft und Elena zu steif, zu unnahbar.

Wie die anderen älteren, jetzt, nach dem Erfolg von „Alte Sorten“ und „Der große Sommer“ neu aufgelegten Büchern des Autors, so konnte mich auch dieser nicht ganz abholen und überzeugen.

Ewald Arenz – Der Duft von Schokolade
DuMont, November 2023
Taschenbuch, 272 Seiten, 13,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.