Tessa Duncan: Wer das Vergessen stört: Die Canterbury-Fälle 01

Noch vor kurzem hat Lily Brown für die Polizei alte Fälle analysiert. Dann kam das plötzliche Ende ihrer Beziehung zu einem Kollegen und ihr fluchtartiger Ausstieg. Inzwischen sieht ihr Arbeitsalltag ganz anders aus. In einer privaten Praxisgemeinschaft arbeitet sie als Psychologin. Vielleicht will der Neuanfang nicht so recht klappen, weil in ihr noch immer die Herangehensweise einer Polizistin aktiv ist. Ihr analytischer Blick hat schon immer mehr erkannt als ihre früheren Kollegen. Als ihre Patientin Vera angeblich den Freitod gewählt hat, erkennt Lily  – wie schon bei anderen Gelegenheiten – mehr als die Ermittler. Und wie in der Vergangenheit verbittet sich der Ermittlungsleiter jede Einmischung. Denn von einer Frau wie Lily will er aus Prinzip nichts annehmen.

Lily steht jetzt alleine da und folgt ihrer Intuition. Sie kann einfach nicht anders. Auch diese Situation ist ihr vertraut, nur nicht die Folgen.

Nachdem Tessa Duncan ihr Psychologiestudium mit Promotion abgeschlossen hat, kam noch eine Ausbildung als Klinische Psychologin und Psychotherapeutin hinzu. Seit 2008 veröffentlicht sie erfolgreich unter verschiedenen Namen historische Romane und Spannungsromane. Ihre beruflichen Erfahrungen will sie nun erneut in einer Serie einem breiten Publikum zugänglich machen. Die Basis der Canterbury-Fälle sind aus diesem Grund Fallgeschichten aus der Psychologie. Im Zentrum steht die Psychologin Lily Brown, die mit einem kranken Psychologen eine Gemeinschaftspraxis führt. Dort nehmen Sammy und Vera einen großen Teil ihrer Zeit in Anspruch.

Tessa Duncan hat für die beiden Patientinnen eigene Handlungsstränge aufgebaut, die in Lilys Leben eingreifen. In Rückblenden baut die Autorin die ausführliche Einleitung ihres Romans auf und stellt damit unter anderem ihre Hauptfigur Lily Brown vor. Wie viele Menschen erkennt Lily, dass das Ende einer Liebesbeziehung nicht so leicht zu verarbeiten ist. Sie weiß genau, was ihr hilft und fällt trotzdem in alte Verhaltensmuster zurück, die zu weiteren Verletzungen führen. Dass sie sich in Sammys Berichten mitunter wiedererkennt, hilft Lily nur bedingt weiter.

Die komplexe Geschichte ist in einer unmissverständlichen, klaren Sprache erzählt. Nach dem ersten Drittel des Romans glaubt man, den Ausgang der Ereignisse einzuschätzen, und wird dann mit Wendungen und neuen Details überrascht. Tessas Duncan hat auf den klassischen Thriller mit entsprechendem Show down verzichtet. Lily ist keine Frau, die mit vollem Körpereinsatz kämpft. Die Mischung aus verschiedenen Genres sorgt für eine kurzweilige Unterhaltung.

Tessa Duncan: Wer das Vergessen stört: Die Canterbury-Fälle: Band 1
dtv, September 2023
432 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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