In zehn Geschichten zeigt David Guterson auf, was sich – gemäß dem treffenden Buchtitel – zwischen Menschen abspielt. Er schaut hinter die Fassaden, legt das Seelenleben seiner Figuren offen, zeigt Probleme, unterschiedliche Erwartungshaltungen, Sichtweisen auf. Immer handelt es sich bei seinen Protagonisten um Menschen in einem bereits reiferen Alter, die ein mehr oder minder bewegtes Leben hinter sich haben.
„Mieterin“ ist eine Geschichte, in der ein Vermieter seiner unbekannten Mieterin in seinen zwanghaften Gedanken eine immer mysteriösere Rolle zuschreibt.
In der Erzählung „Paradise“ schildert Guterson die vergebliche Annäherung eines Paares, das sich im Internet kennengelernt hat.
In „Still“ lesen wir von einer jungen Frau, die den Rottweiler eines alten Mannes betreut. Letztlich nutzt der Alte die Hilfsdienste der jungen Frau mehr und mehr für sich selbst.
„Feedback“ zeigt das zufällige Treffen einer Lehrerin mit einem ehemaligen Kollegen und den Trugschluss, dem sie unterliegt, auf.
Die Geschichte „?rasawitze“ beschreibt die gemeinsame Reise eines Sohnes mit seinem jüdischen Vater in dessen ehemalige Heimatstadt Berlin und die Verbitterung über längst Vergangenes.
Alle Erzählungen leben von einer spannungsgeladenen Atmosphäre in der das Leben der Figuren dramatisch aus Vergangenheit und Gegenwart bestimmt wird.
Guterson lässt uns seine Figuren für jeweils kurze Zeit begleiten, öffnet kleine Fenster und gewährt Einblicke in die Tragödien unterschiedlichster Lebensläufe. Er beherrscht die Kunst, Spannung durch Ungesagtes zu erzeugen. Mit seiner subtil gehaltenen Erzählhaltung trifft Guterson genau ins Mark.
David Guterson: Zwischen Menschen.
Hoffmann und Campe, April 2014.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.