Wir begegnen Bromley das erste Mal im Marodia Hotel in Kirgisien, einer Nobelabsteige, in der vornehmlich Agenten aus aller Welt logieren und die sich auf die ganz besonderen Ansprüche der Gäste eingestellt hat.
Er weiß, dass er ihn eine Falle erwartet – die laszive Frau im engen Kleid ihm gegenüber macht ihm ein fast unwiderstehliches Angebot – sie zahlt gut, als Dreingabe würde auch noch eine unvergessliche Nacht herausspringen – allein, es kommt anders. Die Lounge wird überfallen, so mancher feindliche Agent stößt seinen letzten Atemzug aus. Das Besondere – natürlich gilt der Anschlag Bromley – sind die Täter. Eine Revolverheldin, ein Pirat und ein Barbar direkt aus einem Sandalenfilm begleiten und unterstützten durch Schlagtots mit Hauern im Gesicht. Hoppala, was ist das denn?
Des Rätsels Lösung – Ein Anschlag von Figuren aus billigen, schlecht geschriebenen Romanen, die sich des Protagonisten und des Autors bemächtigen wollen. Etwas, was so gar nicht nach Bromleys Gusto ist …
Christian von Aster gehört für mich zu den interessantesten phantastischen Autoren unserer Zeit. Sein überbordender Ideenreichtum, seine wunderbar auf den Punkt geschriebenem Sätze, in dem jedes Wort sitzt, dazu markante, interessante und vielschichtige Charaktere zeichnen seine Werke aus.
Kürzlich erschien bei 2001 sein bis dahin lediglich in einer limitierten Crowdfunding-Kampagne erschienener SHYLOCK-HOLMES-Roman, eine Verbeugung vor dem großen Meisterdetektiv aus der Baker Street, und ein Leseerlebnis der besonders amüsanten und unterhaltsamen Art. Nun also ein Agentenroman, oder doch keiner? Was mir Christian von Aster hier vorlegt, das hat mich verwundert und auch, ich gebe es zu, etwas ratlos zurückgelassen.
Die Figuren sind – gewollt – stereotyp ausgestaltet, die Handlung kommt uns zunächst mehr als bekannt vor. Hier will von Aster dann durch Einschübe, Briefe und Anmerkungen der Figuren wie des Autors eine zweite, dritte Ebene aufbauen. Allerdings hat er für meinen Geschmack doch übertrieben. Zu platt kam mir die Handlung vor, zu verschachtelt die Einschübe, irgendwo hat er mich auf seinem Weg verloren. Spannung war zumindest in ersten Drittel des Buches kaum vorhanden.
So war der Roman für mich leider eine unerwartete Enttäuschung. Vielleicht habe ich nicht genügend Sitzfleisch bewiesen, vielleicht lag mir das Topic Agentenroman auch einfach nicht, doch wirklich empfehlen kann ich dieses Buch, im Gegensatz zu allem Anderen aus der von Aster´schen Schreibwerkstatt, leider nicht.
Christian von Aster: Bromley: (K)ein Agentenroman.
Zweitausendeins, Oktober 2022.
319 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.