Ein Krimi, der auf einem tatsächlichen Verbrechen beruht, aber seine ganz eigenen Schlüsse zieht, darum handelt es sich bei diesem Roman der Schriftstellerin und Journalistin. Eine schreckliche Tat, die weit über Bayern hinaus vor einigen Jahre viele Schlagzeilen machte, verarbeitet zu einer fiktiven Geschichte.
Dabei legt die Autorin Wert darauf, dass sie keine Schuldzuweisung begeht, sondern nur eine mögliche Version der Ereignisse erzählt. Diese beginnen mit dem Mord an einer Familie, Mutter, Vater und Sohn werden tot aufgefunden in ihrer Villa am See. Schnell gehen die Ermittler wie auch alle anderen Beobachter und Beteiligten davon aus, dass der Sohn der Täter war.
Leon, ein schwieriger Junge, psychisch krank, verstört und seltsam. Ein Waffennarr, der dazu noch eine Ausbildung als Büchsenmacher macht. Auch seine Schwester, die Tochter der Mutter aus erster Ehe, glaubt an seine Täterschaft. Erst hat er, so die Annahme, seine Eltern getötet und dann sich selbst.
In Rückblicken schildert die Autorin die Familie, die Verhältnisse der Mitglieder zueinander, das schwierige Umgehen mit dem gestörten Sohn. Die Mutter, die ihm nicht gewachsen ist und ihm irgendwann auch keine Grenzen mehr setzt, der Vater, der sich oft nur noch durch Gewalt zu helfen weiß und die verzweifelte Schwester, die nicht helfen kann und es doch so sehr möchte.
Leider verzettelt sich der Roman in zu vielen Aspekten, zu vielen Perspektiven. Mal folgen wir den Ereignissen aus der Sicht eines Ermittlers, mal erleben wir die Gefühle und Gedanken der Schwester, dann wieder wechselt der Blickwinkel zu einem früheren Freund und einer Freundin Leons. Und leider gibt es noch weitere Perspektiven. Das macht es zum einen schwer, dem Handlungsablauf zu folgen, es gelingt nicht, Empathie für die Figuren zu entwickeln und Spannung kam für mich in diesem Roman auch nicht auf. Zu viel Nebenstränge, zu viele Psychogramme Unbeteiligter, die von der Handlung ablenken.
Mein Fazit: Ein Roman, der mehr will als er kann.
Christa von Bernuth: Spur 33.
Goldmann, September 2022.
448 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.