Anne Weiss: Der beste Platz zum Leben

Wohnen bedeutet nicht nur, seine Sachen für eine gewisse Zeit irgendwo unterzustellen und abends immer an die selbe Stelle zum Schlafen zu kommen. Wir alle wissen, wohnen ist enorm wichtig für unser psychisches Wohlbefinden, kann krank machen oder glücklich, definiert unseren sozialen Status, zeigt uns und anderen, wer wir sind. Es trifft uns ins Mark, wenn wir wohnungslos werden. Aber gerade davon sind aktuell viele Menschen bedroht, weil sie sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten können.

Anne Weiss ist knapp fünfzig und zweiundzwanzig Mal umgezogen. Es gab unterschiedliche Gründe, warum sie ihr Zuhause so oft gewechselt hat. Am Beginn des Buches lebt sie in einer Substandardwohnung in Berlin, unendlich heiß im Sommer, eiskalt im Winter, mit einem Loch in der Decke, durch das es bei Regenwetter tropft. Auf der Suche nach dem idealen Lebensort für die Zukunft probiert sie unterschiedliche Wohnformen aus und schreibt darüber dieses Buch.

Frau Weiss zieht zu ihrem alten Bekannten Rodrigo in dessen Smart Home, testet den Alltag in einem umgebauten Kuhstall in einem Naturschutzgebiet, bezieht ein Tiny House, schnuppert in ein Mehrgenerationenhaus, wohnt in einem Eisenbahnwaggon, einem Ökodorf und schlussendlich sogar in einer Jurte. Sie beschäftigt sich darüber hinaus mit der Frage, wie umweltfreundliche Mobilität in Stadt und Land aussehen kann, denn die Verkehrsanbindung ihrer Traumimmobilie ist für sie, die kein Auto besitzt, sehr wichtig. Auch wie sie im Alter wohnen will und kann, beschäftigt die Autorin sehr.

Vieles ist eine Frage der Finanzen und als freischaffende Journalistin und Autorin kann sie keine großen Sprünge machen. Am Ende jedes Kapitels gibt es entweder ein Resümee oder Tipps, wie man zu seinem Traumzuhause kommt. Letztendlich wird Frau Weiss selbst aktiv und trifft eine Entscheidung, wo sie ihr endgültiges, ökologisch vertretbares, bezahlbares Domizil aufschlagen will.

Fazit: Eingehender Erfahrungsbericht über unterschiedliche Wohnformen. Frau Weiss schimpft aber auch viel über Gott, die Welt und die Politik, weil es so wenig leistbaren Wohnraum gibt. Das Thema ist auf alle Fälle ein sensibles und man kann nur froh sein, wenn es einem gelungen ist, auf stabilem Grund Wurzeln zu schlagen.

Anne Weiss: Der beste Platz zum Leben. Wie ich loszog, ein Zuhause zu finden, das zukunftstauglich ist und glücklich macht.
Knaur, August 2023.
302 Seiten, Paperback, 17,50€.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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