Michiko Aoyama: Frau Komachi empfiehlt ein Buch

Fünf einzelne Geschichten um Menschen, denen ein Buch aus der Misere hilft

Die Beschreibung dieses Buches erinnerte mich ein wenig an „Kleine Wunder nach Mitternacht“ von Keigo Higashino, ein Buch, das ich sehr geliebt habe. Weshalb ich mit entsprechenden Erwartungen an das Buch von Michiko Aoyama heranging, die sich leider nicht erfüllten.

Denn am Ende ließ mich das Buch – einen Roman möchte ich es fast nicht nennen, denn es sind einzelne Geschichten, die nur durch die Bibliothekarin Komachi miteinander verbunden sind – etwas ratlos zurück.

Was geschieht: In jeder dieser Geschichten geht es um einen Menschen mit Problemen. Mal eine junge Frau, die in ihrem Beruf unglücklich ist, aber nicht den Antrieb findet, etwas zu ändern; mal um einen Arbeitslosen, mal um einen Rentner, mal um eine ehemalige Zeitungsredakteurin. Alle haben gemeinsam, dass sie unzufrieden sind mit ihrem aktuellen Leben, mit den Umständen, die sie – nicht immer, aber oft – sich selbst zuzuschreiben haben. Auf dem einen oder anderen Weg landen alle irgendwann in der städtischen Bibliothek, auf der Suche nach Büchern zu einem bestimmten Thema. Als sie nicht selbst fündig werden, wenden sie sich an die Bibliothekarin.

Diese wird, was etwas unangenehm auffällt und auch nichts mit der Handlung zu tun hat, als unförmig, fast monsterhaft dick beschrieben. Sie sitzt hinter ihrer Theke, stets damit beschäftigt, Wolle zu filzen. Auf die Bitte der jeweiligen Figur reicht sie ihr einen Zettel mit den Titeln der gesuchten Bücher. Und stets findet sich auf dieser Liste auch ein zusätzliches Buch, das auf den ersten Blick nichts mit den gesuchten zu tun hat. Aber genau dieses Buch führt am Ende natürlich die Figur dazu, ihr Leben zu ändern oder auch nur, es zu überdenken und eventuell zu akzeptieren.

Mich haben zwei Dinge an dieser Rahmengeschichte und an den Einzelgeschichten gestört. Zum einen war es die Unwahrscheinlichkeit, dass die Lektüre eines einzelnen Buchs ein ganzes Leben verändert. Natürlich gibt es solche Anstöße. Aber – und das führt zum zweiten Kritikpunkt – waren all die Probleme, die diese Menschen hatten, selbst gemacht. Sie hatten alle etwas mit dem Beruf, mit ihrer Arbeit zu tun, sie taten sich alle selbst furchtbar leid und sie waren alle ziemlich antriebslos. So ähnelten sich schließlich auch die Geschichten, so unterschiedlich die Figuren sein mochten.

Vielleicht lag es aber auch nur an den zu hohen Erwartungen, die ich dem Buch entgegenbrachte.

Michiko Aoyama – Frau Komachi empfiehlt ein Buch
aus dem Japanischen von Sabine Mangold
Kindler, Juli 2023
Gebundene Ausgabe, 286 Seiten,  22,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.