Mit diesem sechsten Band um das ungleiche, aber sehr erfolgreiche Ermittlerduo Jula Ansorge, True-Crime Podcasterin und Prof. Matthias Hegel, Arzt, Psychologe, forensischer Phonetiker mit dem absoluten Gehör, ist die Geschichte dann wohl auserzählt. Dieser letzte Fall ist sehr persönlich. Jula und ihre Familie, aber auch Matthias Hegel stehen mitten im Geschehen. Für Jula bricht eine Welt zusammen, als plötzlich ihre dement-geglaubte Mutter sehr gesund am Krankenbett von Benno auftaucht, der in der Nacht zuvor äußerst brutal niedergeschlagen worden war und jetzt in der Klinik ums Überleben kämpft. Jutta so gesund zu sehen, nachdem sie seit längerer Zeit wegen ihrer vermeintlichen Demenz im Heim untergekommen war, ist für Jula ein Schock. Doch damit nicht genug, muss sie jetzt auch erfahren, dass Benno gar nicht ihr leiblicher Vater ist. Klar, dass Jula da ein paar unangenehme Fragen stellt und quasi als Antwort noch ein paar schwer verdauliche mehr Wahrheiten verarbeiten muss. Jutta, die gar nicht wirklich Jutta heißt, gesteht ihrer Tochter, dass sie in ihrer Jugend ein paar richtig schlimme Dinge getan hat, weshalb sie in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden war und den falschen Namen angenommen hat. Jetzt ist anscheinend die Zeit der Rache gekommen.
Die beiden Terroristen, deren Netzwerk Jutta vor Jahren hat auffliegen lassen, sind zurückgekommen. Jutta schwebt in Lebensgefahr. Schlimm für Jula ist außerdem, dass sie erfahren muss, dass sowohl ihr Bruder als auch ihr Ex-Freund, aber auch Matthias Hegel von Anfang an Bescheid gewusst haben und sie die einzige war, die man „dumm gehalten“ hat. Trotz ihrer maßlosen Enttäuschung und ihrer abgrundtiefen Wut entschließt Jula sich, aktiv zu werden. Die Schritte des gealterten Terroristenpaares vorauszuahnen und entsprechend zu handeln. Immerhin geht es um das Leben ihrer Mutter, die ihr doch noch so viel erzählen will. Aber auch Hegel kann nicht tatenlos zusehen, wie Jutta in ihr Verderben rennt. Auch er versucht, den Terroristen zuvorzukommen. Ebenso Elyas, Julas Halbbruder, gemeinsam mit seinem Freund Friedrich und dessen neuer (vermeintlicher) Freundin.
Ja, spannend wie immer, ein paar geniale Wendungen, gut gezeichnete Charaktere, authentisch und plastisch. Flott geschrieben, ein gut inszenierter Plot, der einen mitnimmt und immer wieder überrascht. Schon am Anfang, auf den ersten Seiten, ist man voll dabei und scheint das Ende zu kennen. Dennoch fand ich den Thriller diesmal ein bisschen zu überladen an Schreckensszenarien und Lügen.
Vincent Kliesch, Sebastian Fitzek: Auris – Puls der Angst
Droemer, Juni 2025
304 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.