Die Polizistin Eira Sjödin hat sich in ihre Heimat, nach Ådalen, versetzen lassen, um in der Nähe ihrer dementen Mutter zu wohnen. Darüber hinaus wurde sie zum Innendienst verdonnert, damit sie ihre Schwangerschaft so ruhig wie möglich verbringt. Das neue Arbeitsleben im elterlichen Haus fühlt sich für sie wie ein Abstellgleis an. Als sie noch eine Jugendliche war, wollte Eira wie alle anderen weit weg von der Einöde des dörflichen Alltags. Nicht jeder hat es geschafft. Und wer nach Jahren freiwillig zurückkommt, der weckt bei den Dorfbewohnern Neugier. Wie hat sich Eira verändert? Passt die Polizistin noch in die Gemeinschaft?
Alles an ihr weckt Interesse und Argwohn zugleich. Jeder hat ihre Familiengeschichte im Hinterkopf, den wegen Mordes einsitzenden Bruder Magnus, Eiras skandalöse Lebensumstände. Nach wie vor weiß sie nicht, wer der Vater ihres Kindes ist und wie ihr Leben nach der Entbindung weitergehen soll.
Ein menschliches Skelett
In die Eintönigkeit ihres Innendienstes kommt der Fund eines menschlichen Skeletts und die Frage, wann wurde das Opfer getötet und ist möglicherweise der Mord verjährt? Eiras Chefin findet, dieser alte Fall sei genau die richtige Beschäftigung für eine schwangere Polizistin und schickt sie in eine aufwändige, wenig erfolgversprechende Ermittlungsarbeit. Diese führt Eira unter anderem in die Vergangenheit ihrer Eltern und in die Recherche der damals vorherrschenden politischen Unruhen.
Tove Alsterdal hat mit Nebelblau das kurzweilige Finale ihrer erfolgreichen Trilogie vorgelegt, das erneut von Hanna Granz aus dem Schwedischen übersetzt worden ist.
Im Mittelpunkt steht die freiheitsliebende Eira, alleinstehend, für unkomplizierte Männerbekanntschaften offen und mit dem Drang, allen Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Dies hat sie schon als Kind gern gemacht und damit nicht nur ihre Familie genervt.
Die gewaltreiche Geschichte ihrer Heimat verbirgt viele Geheimnisse und sorgte für zahlreiche seelische Verletzungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das Spannungsfeld zwischen dem Verbergen von Verbrechen und der Unmöglichkeit, alles vor der neugierigen Landbevölkerung geheimzuhalten, bietet den Nährboden für Tratsch und Ausgrenzung. Was davon nun Fiktion und Wahrheit ist, lotet Eira auf ihre ganz persönliche Art aus.
Tove Alsterdal zeigt auf eine informative und spannende Weise, wie die eigenwillige Eira Verborgenes ans Licht zerrt und damit alte Wunden aufreißt. Wie in den beiden ersten Teilen beschreibt die renommierte Autorin auch im Finale einen ungewöhnlichen Kriminalfall.
Tove Alsterdal: Nebelblau: Band 3
Aus dem Schwedischen übersetzt von Hanna Granz
Rowohlt Polaris, Juli 2023
400 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.