Der Hamburger Rechtsanwalt und Notar Tibor Rode schreibt sehr erfolgreiche True-Science-Thriller. Mit seinem aktuellen Thriller Animal packt er ein Thema an, das bereits das Leben vieler Menschen beeinflusst hat. Noch vor einigen Jahren waren Veganer und Vegetarier Außenseiter und wurden im besten Fall belächelt. Heute hat sich die Ernährungsindustrie auf deren Bedürfnisse eingestellt und verdient damit viel Geld.
Bei der Tierhaltung ist dies nicht so einfach, und darüber handelt unter anderem die Geschichte der Zuchtsau Rosa. Aktivisten haben das Tier in erster Linie aufgrund ihrer Identitätsnummer ausgesucht, die mit den Zahlen 269 endet.
2012 wurde in Israel ein Kalb von Tierschützern vor der Schlachtung gerettet. Bei einer öffentlichen Aktion ließen sich drei Männer die Zahl 269 in ihre Haut brennen. Danach wurden die drei Zahlen zu einem Symbol der Fleischindustrie.
Auch die Tierschutzaktivistin Enna trägt eine Tätowierung mit dieser Zahlenfolge. Zusammen mit einem alten Anwalt reicht sie beim Landgericht Hamburg für ihre Mandantin, der Zuchtsau Rosa, eine Klage ein, die ihr ein besseres Leben ermöglichen soll. Ein holländischer Konzern ist als Eigentümerin des Zuchtbetriebes die Beklagte. Der Umstand, dass „eine arme Sau“ einen reichen Konzern mit mafiösen Strukturen verklagt, sorgt nicht nur bei den Medien für Aufmerksamkeit. Bei einer Anhörung soll der Anwalt der Klägerin die Gelegenheit bekommen, seine Rechtsauffassung darzulegen. Einen Tag vor diesem Termin erfährt Ben Lorenz von seinem Chef Winterfeld: “Ich hätte da einen Spezialauftrag für Sie!“ … „Ich sagte vorhin, in unserem Beruf geht es glücklicherweise nicht um Leben und Tod. Ich habe gerade einen Fall auf dem Tisch, in dem das nicht stimmt. Übernehmen Sie den Fall für mich …“ … „Keine Sorge, Sie können gar nicht verlieren.“ (S. 30,31)
Sehr schnell merkt Ben, dass dieser Fall verzwickter ist, als es den Anschein hat. Darüber hinaus wird er nicht nur vor Gericht überrascht, auch privat muss er kämpfen. Sein bester Freund Nick sitzt unschuldig im Gefängnis, und sein verstorbener Vater hat ihm einen gigantischen Schuldenberg vererbt. Ben hat das Erbe angenommen, genauso wie er auch sonst Herausforderungen annimmt. Während seiner Recherche für die best mögliche Verteidigung seiner Mandantin wird er innerhalb weniger Tage mehrfach erpresst, körperlich angegriffen und mit dem Tod bedroht. Auch Enna, die sich für Rosas Rechte einsetzt, wird mehrfach angegriffen.
Tibor Rode hat vor dieser multiplen Bedrohungskulisse der Menschen Ben und Enna das exemplarische Schicksal von Rosa eingebettet. Und was man liest, hat wenig mit Tierschutz oder Menschlichkeit zu tun, wie zum Beispiel Unfreiheit auf engstem Raum, Zwangsbesamung und Brutalität, bis am Ende die industrielle Schlachtung auf dem Programm steht. Unterhaltsam, spannend und informativ zugleich beschreibt der Autor, dass Menschen und Tiere mitunter die gleichen Gegner haben.
Danke Tibor Rode für das packende Thema!
Tibor Rode: Animal: Sprich oder stirb
Droemer, Juli 2025
480 Seiten, Taschenbuch, 18,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.