Ich lege ein Buch nur sehr selten vor dem Ende aus der Hand – besonders natürlich, wenn ich es für diese Buchseite lese, um anschließend eine Besprechung darüber zu schreiben. Im Fall von Thomas Lehrs „Schlafende Sonne“ ist mir das Weiterlesen jedoch schlicht nicht möglich. Der Roman fängt so an: „Dein Stern, Jonas, nähert sich als fahles Licht, das in die Straßen fällt wie Staub aus einer anderen Welt. Dort liegt es nun mit sich verstärkendem Glanz. Bald wird etwas sichtbar werden, in der Mitte der Stadt. Das Ereignis (aber auch deine kleinen Schweinereien!). Die von obskuren Handzetteln versprochene Offenbarung. Ankündigung der Göttin der Kernfusion, die es mit atomaren Lichtblitzen an den Tag bringt.“
Davon verstehe ich – einfach ausgedrückt – nichts. In dem Stil geht es dann die nächsten 638 Seiten weiter, wie einzelne Stichproben ergeben. Laut Ankündigung bei Amazon handelt der Roman von dem Dokumentarfilmer Rudolf, der die Ausstellung seiner ehemaligen Studentin Milena besucht. Von dieser Handlung ist auf den Seiten, die ich gelesen habe (also etwa bis Seite 35), nichts auch nur zu erahnen. Zumindest für mich.
Thomas Lehr ist ein Autor, der die Form über den Inhalt stellt. Ich einem anderen Roman – „September. Fata Morgana“ – hat er offenbar mal sämtlich Satzzeichen weggelassen. Letztlich nichts für mich.
Thomas Lehr: Schlafende Sonne.
Hanser, August 2017.
640 Seiten, Gebundene Ausgabe, 28,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.
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