Tatjana Kruse: Strippen statt sticken!

Netter Kriminalroman mit wenig Krimi und viel Familie

Ihren Roman um eine nicht tot sein wollende Leiche habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Und oft herzhaft lachen müssen. So war ich auf dieses neue Buch von Tatjana Kruse sehr gespannt. Allerdings war mir entgangen, dass sich dabei schon um den 9. Band einer Reihe um immer denselben Kommissar im Ruhestand handelt.

Man kann diesen Band lesen und auch verstehen, ohne die vorherigen acht zu kennen, denn zum einen gibt es am Ende ein „Wer ist wer“, das die Familienbande erläutert. Und auch im Roman gibt es immer wieder Aufklärung über die Verhältnisse im Seifferheld-Clan, besagter Familie des Kommissars Siggi Seifferheld.

Und da sind wir schon beim für mich größten Manko des Romans: Es dreht sich viel mehr um das Privatleben und die Animositäten und Marotten der Familienmitglieder als um den Kriminalfall, in den der Ex-Kommissar sich gerne verwickeln lässt.

Der Neffe eines Kollegen steht nämlich in Verdacht, im örtlichen Swingerclub eine Frau ermordet zu haben. Allein schon dieser Tatort sorgt natürlich für Material für seichte Witze, was auch weidlich ausgenutzt wird. So eilt Seifferhelds bessere Hälfte Marianne sofort an seine Seite, um ihn vor Fährnissen zu bewahren. Mit ungeahnten Folgen…

Neben dem Hauptverdächtigen hat der Kommissar natürlich noch weitere Spuren im Blick, insbesondere als es einen zweiten Toten gibt. Dennoch werden seine Ermittlungen zur Nebensache, verdrängt von seinem Eheleben, von der Familien-Whatsapp-Gruppe, in der sinn- und oft witzlose Nachrichten ausgetauscht werden, und vom Tratsch in der Kleinstadt, angeheizt von Seifferhelds Foto in der örtlichen Presse.

So bleibt der gesamte Krimi seicht, ohne Spannung, wird dabei aber trotzdem nicht langweilig, auch wenn der Humor recht platt ist. Die Figuren, wiewohl einigermaßen klischeehaft, sind lebensnah und sympathisch. Jedoch zeigt der Roman ein ziemlich aus der Zeit gefallenes Frauenbild, was mich dann schon ein wenig gestört hat.

Alles in allem ein recht unterhaltsamer Krimi mit etwas zu wenig Krimi drin.

Tatjana Kruse – Strippen statt sticken!
Haymon, Oktober 2023
Taschenbuch, 219 Seiten,  9,99 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.